Deine Lakaien Konzertbericht Dortmund

dreamdancer

I am a Fama Tuba
Lang ersehnt war dieses Konzert, das ursprünglich letztes Jahr im November stattfinden sollte, aber verlegt werden musste. Am Sonntag vor Rosenmontag ist es dann endlich soweit: Deine Lakaien geben sich im FZW in Dortmund die Ehre. Als Vorband haben sie wie schon bei der White-Lies-Tour „God’s Bow“ dabei, die mit ihrem Dark-Ambient die schwarzen Nicht-Karnevalisten auf die folgende musikalische Reise einstimmen. Wer hier Party-Stimmung erwartet, ist fehl am Platze. Die eindringlich hypnotischen Klänge führen vielmehr in einen fast tranceartigen Zustand, über dem die Stimme der Sängerin Agnieszka Kornet sirenenhaft schwebt. Erinnerungen an „Dead can Dance“ werden wach. Wer mag, kann sich mit „Fallen“ von dem neuen Album „Tranquilizer“ selbst überzeugen. Es liegt wohl an der Ungeduld, dass das Publikum sich von den dunklen, sanft rhythmischen Klangwellen nicht recht in tiefere Seelengefilde hinabziehen lassen mag. Oder ist es die Angst davor, nicht wieder aufzutauchen? Die ist unbegründet, denn nach einer kurzen halben Stunde gehen die Lichter an und auf der Bühne wird umgebaut.
Ernst Horn muss noch schnell seine Synthesizer stimmen, die er bei dieser Tour auf beiden Seiten der Bühne ausbreiten darf, steht ihm doch dank Goran Trajkoski ein weiteres paar Hände zur Verfügung. Dann wird es dunkel, die Bühne ist in blauweißkaltes Licht getaucht, während die ersten Takte von „Colour-Ize“ erklingen. Eine Stimme erklingt noch unsichtbar aus dem Off. „I don’t go out, out in the cold“, Alexander Veljanov betritt gleichsam zögernd die Bühne. Sein weicher Bariton lockt die Zuhörer in das Netz elektronischer Klänge, aus dem es spätestens nach „Reincarnation“ und „Into my arms“ kein Entrinnen mehr gibt. Die wütende Verzweiflung, die Slobodan Kajkut den Drums in „Fighting the green“ verleiht, trifft die Gefangenen mitten ins Herz, abgelöst von der Vergeblichkeit in den Strophen, in denen das Keybord unter Ernsts Händen eine ungeahnte Zärtlichkeit entfaltet. „Over and done“ tröstet danach mit seiner Endgültigkeit und animiert von Alexander singt das Publikum erleichtert mit. Vorbei ist vorbei.
Die Ballade „Where you are“ wärmt die Seele mit sanfter Traurigkeit und einen Herzschlag lang bleibt vor der letzten Strophe die Zeit stehen. Mit dem ersten Stück vom aktuellen Album „Crystal Palace“ bleibt es beim Thema, wie Herr Veljanov bemerkt. „Nevermore will I fall in love“ erklingt es unerbittlich. Rhythmenwechsel machen hier die innere Zerrissenheit fühlbar. Auch das nachfolgende „Gone“ ist rhythmisch etwas eigen, aber sanfter. Experimentell wird es dann beim französisch-englischen „Europe“, das durch die aktuellen Ereignisse mehr Beklemmung denn Hoffnung auslöst. „Longing for hope, drown in the sea“ - wer muss da nicht unwillkürlich an Lampedusa und die Operation „Triton“ denken, die die Mauern um Europa nur undurchlässiger macht. Dadurch bekommt auch „Return“, das von Alexander angekündigt wird als das Stück „…über den einen, der zurückkehrt“ , eine ganz andere Note.
„Where the winds don’t blow“ ist eine weitere wunderschöne Ballade, deren folkigen Charakter Goran mit der E-Gitarre wunderbar unterstreicht und auch seine Gesangsbegleitung kommt hier besonders zur Geltung. Die verträumte Stimmung wird von „Overpaid“ jäh durchbrochen. Das Stück hat sicher den größten Spaßfaktor von allen. Hier in Dortmund kann das sonst ebenso rockig mitreißende „The ride“ nicht recht verfangen. Dafür kann sich Slobodan beim abschließenden „Farewell“ an den Drums noch einmal so richtig in Szene setzen. Nicht zum letzten Mal wie sich zeigt, denn das Publikum fordert vehement klatschend Zugaben, die es auch bekommt.
Im verspielt versponnen Intro von „Crystal Palace“ geht Ernst diesmal dermaßen auf, dass er den Einsatz für Alexander verpasst. Keck fügt er noch ein paar verschnörkelte Takte an, bevor er sich unter Alexanders gestrengem Blick dann doch wieder einfügt. „Forever and a day“ entführt vor dem unvermeidlichen „Love me to the end“ noch einmal in schwebende Sphären. Es folgt das rhythmisch vertrackte „Manastir Baroue“, das in der elektronischen Version mit Schlagzeug eine besonders intensive, kühle Atmosphäre schafft. Das endgültig letzte Stück ist ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art: „Pilgrim“ mutet mit seinem Bordun bereits zu Beginn mittelalterlich an. Die Trommel, mit der flachen Hand geschlagen, entfaltet einen weichen, eindringlichen Klang. Es entwickelt sich eine dreistimmige Motette. Leider währt dieser magische Moment viel zu kurz. Doch draußen erscheint die Nacht wie verzaubert.
 
Danke für das Lob und auch für Euer fleißiges Bloggen. Schön, dass die Tour so begleitet wird :ymapplause:
 
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