Wozu Charts
Schöne Einstellung, Crow.
Ich erlebe das hier öfter - wir bekommen viel Post und Mails in der Richtung - dass Leute über die Charts DL entdeckt haben und nun begeistert sind, und immer mehr die Musik und diese unglaubliche Tiefe für sich entdecken.
So sehen das die Lakaien übrigens auch, glaube ich. Wie jeder Künstler freut man sich, wenn die Musik die man macht, ankommt. Wenn man Alexander und Ernst näher kennt, weiss man aber, dass sie immer einen ironischen Blick auf ihre Chartserfolge haben. Von Ernst stammt dieser Spruch: Wenn wir auf Platz 1 der Charts sind, würde er sich ernsthaft überlegen, was er falsch gemacht hat *g*
Die Charts sagen im Grund nur was darüber, wie viele und wie leidenschaftliche und aktive (bei einer Release also gleich in die Läden gehende) Fans eine Band hat. Nicht WER diese Käufer sind, nicht WIE DRAUF, nicht WIE ALT, oder so. Insofern kann man die Bands in den Charts meist auch nicht vergleichen. Was sind schon die paar tausend Platten, die man für die Charts-Plätze braucht, gegen 'zig Millionen Einwohner Deutschlands: Auch kleinere spezialisierte Hörergruppen - wie unsere Szene - können 'ihre' Musik in die Charts kriegen, ohne Kompromisse zu machen. Das ist jetzt bewiesen.
Ich (also in der Position des Labels und Promoters) sehe die Charts also eher auch ein bischen 'sportlich': Als Szene mal Präsenz zeigen (trotz der ganzen Ignoranz, Vorurteile und schlechten Berichterstattung in vielen Medien) und nicht solche Dinge wie üblich kampflos den Niveaulos-Bands zu überlassen. Warum?
Wenn man ab und zu mal aus dem Verborgenen plötzlich ins Rampenlicht kommt, ist das wichtig für uns alle, damit die Szene endlich eine Lobby bekommt, und genauso ihren Platz erhält, wie z.B. Hip Hop oder Metal. Ich freue mich daher nicht nur über eigene Erfolge, sondern auch über die Erfolge von Wolfsheim, Pitchfork oder anderer Szenebands. Das erleichtert nämlich vieles (gerade auch für die kleineren Bands der Szene, die es immer noch besonders schwer haben, wie z.B. bei uns SILENCE oder NIOWT): Berichterstattung, Konzertbookings, Radio-Airplay und was nicht alles. Denn die Verantwortlichen dort richten ihr Programm nun mal leider meist an den Charts aus. Und über das Mittel 'Charts' plötzlich kann der einzelne Fan ganz direkt dazu beitragen, dass die Szene weiter existiert und Kraft behält und musikalisch weiterhin vielseitig und schillernd bleibt.
Und das ist alles, wozu ich dann auch gern und offen ermutige: Keiner soll sich ja verbiegen müssen, es bleibt dieselbe Musik, dieselbe Tiefe, dieselbe Szene.... Aber ein bischen kämpfen für die Sache, an die man glaubt?... was wäre falsch dabei.
Carl
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