Konzertbericht "Porta Macedonia Tour" Köln Kulturkirche (Lutherkirche) 17.2.2009

Colorwriter

I am a Darkstar
Alexander Veljanov

Ist schon lange eine feste Große in der Dark Wave Szene, und zählt als Sänger der Band „Deine Lakaien“ seit 2 Jahrzehnten zur Avantgarde dieser Musikrichtung. Aktuell ist er mit seinem Soloprojekt, dem Album  „Porta Macedonia“ auf Konzerttournee. Und sein Weg führte diesmal nach Köln Nippes, in die „Kulturkirche“. Und meiner auch, um ihn zum aller ersten Mal Live zu hören.

Für mich ist A.V. etwas total Neues, doch da ich auf jede Form von Musik Neugierig reagiere. - Und mir eine liebe Freundin von Veljanovs faszinierender Stimme vorgeschwärmt hat. - Habe ich mir daher das Album „Porta Macedonia“ gekauft und zu Gemüt geführt. Und was es dort an musikalischer Fein aber nicht Leichtkost zu erlauschen gab, hat mich entsprechend Neugierig gemacht.

Die Location:
Die Lutherkirche liegt in dem Kölner Stadtteil Nippes, einem ehemaligen Arbeiterquartier, und wurde 1889 für die evangelische Gemeinde im neugotischen Stil erbaut. Sie dient dieser immer noch als Gotteshaus, wird jedoch auch für Kulturelle Zwecke, insbesondere Konzerte genutzt und kann sogar gemietet werden.

Der Einlass für das Konzert war für 19:00 Uhr angesetzt, also war ich entsprechend früh vor Ort um für meinen fahrbaren Untersatz einen „Knöllchenfreien“ Parkplatz und für mich einen Ebensolchen in den vordersten Reihen zu bekommen. Am Eingang warteten schon gut 20 Leute, also habe ich mich brav dazugestellt. Voller Vorfreude auf das anstehende Event.
So gegen 19:15 Uhr war dann Einlass, den wir Wartenden auch schnell in Anspruch nahmen, den es war draußen lausig Kalt und dazu auch noch leicht windig, was einen doch lange frösteln lies. In der Kirche war es dann angenehm warm, und die Kirchenbänke waren überraschender Weise stehen geblieben. Somit gab es, entgegen der Ansage des Veranstalters, richtige Sitzplätze! :-o
Ich habe einen Platz ganz links in der dritten Reihe erwischt, gleich am Mittelgang, mit wunderbarer Sicht auf das kleine Podium. Und lies dort die Atmosphäre der Lutherkirche auf mich einwirken. Protestantische Kirchen sind ja Innen wie Außen meistens eher schmucklos, dies gilt auch für die Lutherkirche. Bis auf die mit auffallend schönem Schnitzwerk versehene Kanzel, von der sonst vom Geistlichen der Gemeine gepredigt wird, ist das Interieur der Lutherkirche schlicht gehalten. Wozu die zwei in Großschrift auf beiden Seiten des Altarraumes eingemeißelte Bibelverse sowie die Blaue und Gelbrote Beleuchtung ihren Teil beiträgt. - Um das Sakrale eines solchen Raumes noch zu untermalen.  Der Altar war mit schwarzem Tuch verhangen, die Musikinstrumente in mystisches azurfarbenes Licht gehüllt, im Hintergrund spielte leise Musik; All das wirkte, zusammen mit der erwartungsvollen Spannung im Publikum, wie bei einem bald beginnenden Gottesdienst.  Und so füllte sich die Kulturkirche allmählich mit Menschen… Was für eine Atmosphäre!  Was mir sehr gefiel. - Und so in der Live Musik Hall, wo das Konzert ursprünglich geplant war,  nie und nimmer funktioniert hätte. Ja… Dann kam jemand auf die Bühne, ich denke es war der Gemeindepfarrer, hielt eine kurze Begrüßungsansprache und versprach dem Publikum einen wunderbaren Musikabend.

Das Konzert:

Und kurze Zeit später erschien die Band. Dazu schritt Alexander Veljanov würdevoll in einem dunkelgrauen, eleganten Anzug an das Mikrofon, wünschte dem Publikum einen Guten Abend auf Deutsch sowie auf Mazedonisch. - Und die Band spielte nach einem Intro das erste Lied. „Der Kongress“. Gefolgt von „His Vita“ sowie „We can´t turn back“.  Nach dem dritten Lied wuselte eine junge Dame zur Bühne und legte Veljanov flugs ein Poesiealbum neben den Mikrofonständer, um ebenso flink wieder zurück auf ihren Platz zu flitzen. Was beim Publikum zu leisem Gelächter und beim Maestro zu Sekundenlanger Irritation führte. A.V. Murmelte etwas von „Ja, dann machen wir mal weiter.“ Und dies ließ sich die glänzend aufgelegte Band nicht zweimal sagen. Mit dem Song „Königin aus Eis“ brach die Band nicht nur beim Publikum das Eis, sondern auch bei sich selbst. Ein beschwingender, die Sitzbänke und Füße der Zuhörer zum mitwibbeln animierender Sound durchflutete den Raum und Slobodan Kajkuts virtuoses Spiel an den elektronischen Drums sowie seine Headbanging Einlage waren dabei eine Klasse für sich. Und auch sonst zeigte er an den Drums, wo beim Sound der Hammer hängt, mitunter nur ein wenig zu laut. - Was an einer nicht optimalen ausgesteuerten Akustik gelegen haben mag. Oder an meinen verwöhnten Ohren.  :roll: Hatte er bei einem Stück nichts zu spielen, saß er lässig in Grüblerpose hinter seinen Drums, was mich an „Den Denker“ von Käthe Kollwitz erinnerte. Bei den nächsten Stücken kamen der hämmernde und hoch sensibel gespielte Bass von Igor Novogradska und die feinfühlige Gitarre von Dragan Ginovskis besonders gut zu Geltung. Und Veljanovs Stimme blühte ebenso auf wie der Rest des exzellenten Ensembles. - Goran Trajkoski als Soundmixer und Igor Zotik an den Keyboards. So verging der erste Teil des Konzerts wie im Flug. Nett fand ich, dass er nach fast jedem Stück den Titel benannte, wobei ich leider nicht jedes kannte. Eines nannte er eine alte Dame, dann kam eins mit einem „Men with an Silver Gun“. Schließlich „Mein Weg“ und dann endete der First Part mit dem ebenso nachdenklich stimmenden wie mitreißenden „Your House on my Hill“.

Dann kam donnernder Applaus und die Band verschwand kurz von der Bühne, um lockeren Schrittes zurückzukehren und mit drei weiteren Stücken das Publikum zu begeistern.  Und, ja…Alexander Veljanov und seine Mirkofonständereinlagen. Letzterer ist im mehrfach hingefallen, schon beim ersten Stück, und fast von der Bühne herunter. Er war zusehend Nervös doch mit der Zeit wurde er lockerer. Ein hochsensibler Mensch eben. Das Mikrofon lässt er jedenfalls nicht fallen, doch den Mikro-Ständer hält er gerne vor sich, zu ihm hingeneigt wobei er damit gerne, ihn mit einer Hand haltend, regelrecht herumrührt. (Mein Gedanke dabei wie Kapitän Ahab, der auf dem Weißen Wal sitzt und mit seiner Harpune darin herumpult, als wenn er dessen Kurs steuern wollte.) Was von ausgewiesenen A.V. Fans als Veljanovscher Kreisel bezeichnet wird. ? Zur Kirche als Konzertsaal hat er sich auch kurz geäußert, er nannte sie ein Schmuckstück, wobei ich ihm absolut Recht gebe. Der Laden ist ein Kleinod! Sprich, eine tolle Lokation. Wenn Veljanov nicht gerade singt, macht er putzige Sachen mit seinem Mikrofon. Mal „sticht“ er sich damit in die Brust oder stößt es, mit dem Senderteil zum Publikum, von sich weg. Auch lässt er gerne seine Finger in der Luft zum Mikrofonständer „laufen“, und hält sich am Mikrofonständer fest, wenn er nach unten auf seinen „Laufzettel“ guckt. Seine Nervosität sowie seine kleinen unscheinbaren Einlagen wirken in Zeiten von bis in das letzte Detail durchchoreographierten Bühnenshows absolut sympathisch. Ebenso sein mitunter hilfloses Gefummel mit seinen Kopfhörern. Da sie ihm ewig aus dem Ohr fallen. (Es gibt ja auch welche mit Ohrbügel doch ich denke die er benutzt, sind schlicht vom Klang besser.  - Sofern er sie im Ohr hat.). Doch manchmal sind die Ohrhörer von A.V. nicht dort, wo sie eigentlich hingehören. Was dann dazu führt, dass er leiser singt und seinem Tontechniker mitunter viel sagende Blicke zuwirft.  :roll:
Der erste Zugabeblock ging also fix vorbei, am Ende wurde „Fly Away“ gespielt und dann hat er sich mit der Band wieder hinter den Altarraum verabschiedet. Nach einem wunderbaren Applaus, kam gleich das nächste Stück, wieder Applaus ohne Ende und dann sagte er, „Na, spielen wir einfach weiter“…Diesmal mit „Nie mehr“. Wobei ich mir insgeheim wünschte, das dieses Konzert nicht enden dürfte, ob der phänomenalen Naturstimme von A.V. Welche, (für meine Ohren) nun viel besser herüberkam, wobei mir hier durch den Kopf ging, wie gut er gregorianische Gesänge interpretieren könnte. - Er hat wirklich eine Ausnahmestimme. Und wieder fortlaufender Applaus des begeisterten Publikums.  :-D :-D :-D Und zum Schluss „Dirt“. Ein Lied, das einem sowohl textlich als auch musikalisch durch Bauch, Herz und Verstand ging. So tief, dass es mir den ganzen restlichen Abend nicht mehr aus dem Kopf wollte. Somit war mein erstes Alexander Veljanov Event nach lang anhaltendem Applaus  zu Ende. Die einzelnen Musiker hat er dabei nicht vorgestellt, wie ich das von anderen Musikern so kenne, aber das ist eben seine Sache. Ach, so war dann das Konzert vorbei und mir fiel erst beim Verlassen meines Sitzplatzes auf, das die Kirche bis in die letzte Bankreihe voll gewesen war.

Manch einer ist dann noch zur Bühne gewuselt, um evtl. ein Autogramm oder ein anderes Andenken zu erhaschen. Ich blieb noch ein wenig dort um etwas von der langsam ausklingenden Atmosphäre dieser Lokation einzufangen, mich darüber im Stillen zu wundern, das es in einer Kirche vor und nach einem Konzert Bierchen und Bretzeln zu essen gibt, um anschließend mein Auto aufzusuchen und mit den Textzeilen „Du hältst doch, Du hältst doch Dicht, nicht wahr?“ im Kopf nach Hause zu fahren. Doch ich kann ob solch feinfühlig und Facettenreicher Avantgardistischer Kunst nicht dicht halten…

Somit sage ich vielen Dank für dieses wunderbare Konzert, in dieser stimmigen und atmosphärisch absolut passenden Lokation. Und da die Musik und der Gesang von Alexander Veljanov, wenn mir dieser Vergleich erlaubt ist, wie der Genuss feinster Edelschokolade wirkt. - Je länger man davon genießt, desto mehr feinste Nuancen und „Aromen“ entfalten sich. Wied man leicht süchtig nach dieser Dunklen „Dark Wave“ Schokolade mit einem Hauch „Macedonischem Paprikas“.  - Ich bedanke mich für dieses köstliche Mahl. Und komme wieder, mit Appetit auf mehr.

Der Zuhörer im roten Hemd und der gelben Krawatte.  :wink:

P.S. Vielen Dank an TAFCAS, für das Neugierig machen, das „Who is Who“ bei den Musikern und dem benennen der mir unbekannten Liedern. Sowie Queeny vom Color-Ize Forum für die Setliste.

Fazit:
Es war ein schönes Konzert, von den leichten Schwächen bei der Akustik mal abgesehen. Mir gefielen die Stücke „The New Order“, „Königin aus Eis“  „Nie mehr“, „His Vita“ (Da konnte ich kaum still sitzen), „Your House on my Hill“ sowie „Dirt“ vom Musikalischen her an Besten, Textmäßig finde ich „Lily B.“, „Dirt“ und „Mein Weg“ Klasse. Ohne die anderen Lieder weniger gut zu finden. Der Künstler ist, und dies zeigt nicht nur das aktuelle Album, eben sehr Vielschichtig und voller interessanter Facetten. ?

Die Musiker:

Gesang:            Alexander Veljanov
Soundmixer /
Programmierer: Goran Trajkoski
Bass:                 Igor Vasilev Novogradska
Gitarre:             Dragan Ginovski
Schlagzeug:       Slobodan Kajkut
Keyboard:          Igor Zotik



Setliste (Nochmals vielen Dank an Queeny):

Intro (Anfang von Sweet and Sour)

1.Der Kongress
2. His Vita
3. We can't turn back
4. Königin aus Eis
5. Lily B.
6. The New Order
7. Zwei vor und drei zurück
8. Black Girl
9. The Man with the silver Gun
10. Mein Weg
11. Your House on my Hill
----Pause
12. Seraphim
13. The Sweet life
14. Fly away
---Pause
15. The Wind
16. Nie mehr
17. Dirt
 
Danke Dirk,

es ist total schön, dem Konzert mit Hilfe deines Berichts noch einmal nachzufühlen.

Die immer wieder zum linken Ohr zurückkehrende Hand habe ich glatt vergessen zu erwähnen - ich denke, sie gehört genauso zu Alexander Veljanovs Auftreten wie seine Auseinandersetzung mit dem Mikrofonständer.

nachtlichter
 
nachtlichter meinte:
Danke Dirk,

es ist total schön, dem Konzert mit Hilfe deines Berichts noch einmal nachzufühlen.

Die immer wieder zum linken Ohr zurückkehrende Hand habe ich glatt vergessen zu erwähnen - ich denke, sie gehört genauso zu Alexander Veljanovs Auftreten wie seine Auseinandersetzung mit dem Mikrofonständer.

nachtlichter

Ist doch gern geschehen.

LG

:cool:

Colorwriter
 
Hier der Bericht ohne Fehlerteufel. 

Colorwriter meinte:
Alexander Veljanov

Ist schon lange eine feste Große in der Dark Wave Szene, und zählt als Sänger der Band „Deine Lakaien“ seit 2 Jahrzehnten zur Avantgarde dieser Musikrichtung. Aktuell ist er mit seinem Soloprojekt, dem Album  „Porta Macedonia“ auf Konzerttournee. Und sein Weg führte diesmal nach Köln Nippes, in die „Kulturkirche“. Und meiner auch, um ihn zum aller ersten Mal Live zu hören.

Für mich ist A.V. etwas total Neues, doch da ich auf jede Form von Musik Neugierig reagiere. - Und mir eine liebe Freundin von Veljanovs faszinierender Stimme vorgeschwärmt hat. - Habe ich mir daher das Album „Porta Macedonia“ gekauft und zu Gemüt geführt. Und was es dort an musikalischer Fein aber nicht Leichtkost zu erlauschen gab, hat mich entsprechend Neugierig gemacht.

Die Location:
Die Lutherkirche liegt in dem Kölner Stadtteil Nippes, einem ehemaligen Arbeiterquartier, und wurde 1889 für die evangelische Gemeinde im neugotischen Stil erbaut. Sie dient dieser immer noch als Gotteshaus, wird jedoch auch für Kulturelle Zwecke, insbesondere Konzerte genutzt und kann sogar gemietet werden.

Der Einlass für das Konzert war für 19:00 Uhr angesetzt, also war ich entsprechend früh vor Ort um für meinen fahrbaren Untersatz einen „Knöllchenfreien“ Parkplatz und für mich einen Ebensolchen in den vordersten Reihen zu bekommen. Am Eingang warteten schon gut 20 Leute, also habe ich mich brav dazugestellt. Voller Vorfreude auf das anstehende Event.
So gegen 19:15 Uhr war dann Einlass, den wir Wartenden auch schnell in Anspruch nahmen, den es war draußen lausig Kalt und dazu auch noch leicht windig, was einen doch lange frösteln lies. In der Kirche war es dann angenehm warm, und die Kirchenbänke waren überraschender Weise stehen geblieben. Somit gab es, entgegen der Ansage des Veranstalters, richtige Sitzplätze! :-o
Ich habe einen Platz ganz links in der dritten Reihe erwischt, gleich am Mittelgang, mit wunderbarer Sicht auf das kleine Podium. Und lies dort die Atmosphäre der Lutherkirche auf mich einwirken. Protestantische Kirchen sind ja Innen wie Außen meistens eher schmucklos, dies gilt auch für die Lutherkirche. Bis auf die mit auffallend schönem Schnitzwerk versehene Kanzel, von der sonst vom Geistlichen der Gemeine gepredigt wird, ist das Interieur der Lutherkirche schlicht gehalten. Wozu die zwei in Großschrift auf beiden Seiten des Altarraumes eingemeißelte Bibelverse sowie die Blaue und Gelbrote Beleuchtung ihren Teil beiträgt. - Um das Sakrale eines solchen Raumes noch zu untermalen.  Der Altar war mit schwarzem Tuch verhangen, die Musikinstrumente in mystisches azurfarbenes Licht gehüllt, im Hintergrund spielte leise Musik; All das wirkte, zusammen mit der erwartungsvollen Spannung im Publikum, wie bei einem bald beginnenden Gottesdienst.  Und so füllte sich die Kulturkirche allmählich mit Menschen… Was für eine Atmosphäre!  Was mir sehr gefiel. - Und so in der Live Musik Hall, wo das Konzert ursprünglich geplant war,  nie und nimmer funktioniert hätte. Ja… Dann kam jemand auf die Bühne, ich denke es war der Gemeindepfarrer, hielt eine kurze Begrüßungsansprache und versprach dem Publikum einen wunderbaren Musikabend.

Das Konzert:

Und kurze Zeit später erschien die Band. Dazu schritt Alexander Veljanov würdevoll in einem dunkelgrauen, eleganten Anzug an das Mikrofon, wünschte dem Publikum einen Guten Abend auf Deutsch sowie auf Mazedonisch. - Und die Band spielte nach einem Intro das erste Lied. „Der Kongress“. Gefolgt von „His Vita“ sowie „We can´t turn back“.  Nach dem dritten Lied wuselte eine junge Dame zur Bühne und legte Veljanov flugs ein Poesiealbum neben den Mikrofonständer, um ebenso flink wieder zurück auf ihren Platz zu flitzen. Was beim Publikum zu leisem Gelächter und beim Maestro zu Sekundenlanger Irritation führte. A.V. Murmelte etwas von „Ja, dann machen wir mal weiter.“ Und dies ließ sich die glänzend aufgelegte Band nicht zweimal sagen. Mit dem Song „Königin aus Eis“ brach die Band nicht nur beim Publikum das Eis, sondern auch bei sich selbst. Ein beschwingender, die Sitzbänke und Füße der Zuhörer zum mitwibbeln animierender Sound durchflutete den Raum und Slobodan Kajkuts virtuoses Spiel an den elektronischen Drums sowie seine Headbanging Einlage waren dabei eine Klasse für sich. Und auch sonst zeigte er an den Drums, wo beim Sound der Hammer hängt, mitunter nur ein wenig zu laut. - Was an einer nicht optimalen ausgesteuerten Akustik gelegen haben mag. Oder an meinen verwöhnten Ohren.  :roll: Hatte er bei einem Stück nichts zu spielen, saß er lässig in Grüblerpose hinter seinen Drums, was mich an „Den Denker“ von Käthe Kollwitz erinnerte. Bei den nächsten Stücken kamen der hämmernde und hoch sensibel gespielte Bass von Igor Novogradska und die feinfühlige Gitarre von Goran Janevski besonders gut zu Geltung. Und Veljanovs Stimme blühte ebenso auf wie der Rest des exzellenten Ensembles. - Goran Trajkoski als Soundmixer und Igor Zotik an den Keyboards. So verging der erste Teil des Konzerts wie im Flug. Nett fand ich, dass er nach fast jedem Stück den Titel benannte, wobei ich leider nicht jedes kannte. Eines nannte er eine alte Dame, dann kam eins mit einem „Men with an Silver Gun“. Schließlich „Mein Weg“ und dann endete der First Part mit dem ebenso nachdenklich stimmenden wie mitreißenden „Your House on my Hill“.

Dann kam donnernder Applaus und die Band verschwand kurz von der Bühne, um lockeren Schrittes zurückzukehren und mit drei weiteren Stücken das Publikum zu begeistern.  Und, ja…Alexander Veljanov und seine Mirkofonständereinlagen. Letzterer ist im mehrfach hingefallen, schon beim ersten Stück, und fast von der Bühne herunter. Er war zusehend Nervös doch mit der Zeit wurde er lockerer. Ein hochsensibler Mensch eben. Das Mikrofon lässt er jedenfalls nicht fallen, doch den Mikro-Ständer hält er gerne vor sich, zu ihm hingeneigt wobei er damit gerne, ihn mit einer Hand haltend, regelrecht herumrührt. (Mein Gedanke dabei wie Kapitän Ahab, der auf dem Weißen Wal sitzt und mit seiner Harpune darin herumpult, als wenn er dessen Kurs steuern wollte.) Was von ausgewiesenen A.V. Fans als Veljanovscher Kreisel bezeichnet wird. ? Zur Kirche als Konzertsaal hat er sich auch kurz geäußert, er nannte sie ein Schmuckstück, wobei ich ihm absolut Recht gebe. Der Laden ist ein Kleinod! Sprich, eine tolle Lokation. Wenn Veljanov nicht gerade singt, macht er putzige Sachen mit seinem Mikrofon. Mal „sticht“ er sich damit in die Brust oder stößt es, mit dem Senderteil zum Publikum, von sich weg. Auch lässt er gerne seine Finger in der Luft zum Mikrofonständer „laufen“, und hält sich am Mikrofonständer fest, wenn er nach unten auf seinen „Laufzettel“ guckt. Seine Nervosität sowie seine kleinen unscheinbaren Einlagen wirken in Zeiten von bis in das letzte Detail durchchoreographierten Bühnenshows absolut sympathisch. Ebenso sein mitunter hilfloses Gefummel mit seinen Kopfhörern. Da sie ihm ewig aus dem Ohr fallen. (Es gibt ja auch welche mit Ohrbügel doch ich denke die er benutzt, sind schlicht vom Klang besser.  - Sofern er sie im Ohr hat.). Doch manchmal sind die Ohrhörer von A.V. nicht dort, wo sie eigentlich hingehören. Was dann dazu führt, dass er leiser singt und seinem Tontechniker mitunter viel sagende Blicke zuwirft.  :roll:
Der erste Zugabeblock ging also fix vorbei, am Ende wurde „Fly Away“ gespielt und dann hat er sich mit der Band wieder hinter den Altarraum verabschiedet. Nach einem wunderbaren Applaus, kam gleich das nächste Stück, wieder Applaus ohne Ende und dann sagte er, „Na, spielen wir einfach weiter“…Diesmal mit „Nie mehr“. Wobei ich mir insgeheim wünschte, das dieses Konzert nicht enden dürfte, ob der phänomenalen Naturstimme von A.V. Welche, (für meine Ohren) nun viel besser herüberkam, wobei mir hier durch den Kopf ging, wie gut er gregorianische Gesänge interpretieren könnte. - Er hat wirklich eine Ausnahmestimme. Und wieder fortlaufender Applaus des begeisterten Publikums.  :-D :-D :-D Und zum Schluss „Dirt“. Ein Lied, das einem sowohl textlich als auch musikalisch durch Bauch, Herz und Verstand ging. So tief, dass es mir den ganzen restlichen Abend nicht mehr aus dem Kopf wollte. Somit war mein erstes Alexander Veljanov Event nach lang anhaltendem Applaus  zu Ende. Die einzelnen Musiker hat er dabei nicht vorgestellt, wie ich das von anderen Musikern so kenne, aber das ist eben seine Sache. Ach, so war dann das Konzert vorbei und mir fiel erst beim Verlassen meines Sitzplatzes auf, das die Kirche bis in die letzte Bankreihe voll gewesen war.

Manch einer ist dann noch zur Bühne gewuselt, um evtl. ein Autogramm oder ein anderes Andenken zu erhaschen. Ich blieb noch ein wenig dort um etwas von der langsam ausklingenden Atmosphäre dieser Lokation einzufangen, mich darüber im Stillen zu wundern, das es in einer Kirche vor und nach einem Konzert Bierchen und Bretzeln zu essen gibt, um anschließend mein Auto aufzusuchen und mit den Textzeilen „Du hältst doch, Du hältst doch Dicht, nicht wahr?“ im Kopf nach Hause zu fahren. Doch ich kann ob solch feinfühlig und Facettenreicher Avantgardistischer Kunst nicht dicht halten…

Somit sage ich vielen Dank für dieses wunderbare Konzert, in dieser stimmigen und atmosphärisch absolut passenden Lokation. Und da die Musik und der Gesang von Alexander Veljanov, wenn mir dieser Vergleich erlaubt ist, wie der Genuss feinster Edelschokolade wirkt. - Je länger man davon genießt, desto mehr feinste Nuancen und „Aromen“ entfalten sich. Wied man leicht süchtig nach dieser Dunklen „Dark Wave“ Schokolade mit einem Hauch „Macedonischem Paprikas“.  - Ich bedanke mich für dieses köstliche Mahl. Und komme wieder, mit Appetit auf mehr.

Der Zuhörer im roten Hemd und der gelben Krawatte.  :wink:

P.S. Vielen Dank an TAFCAS, für das Neugierig machen, das „Who is Who“ bei den Musikern und dem benennen der mir unbekannten Liedern. Sowie Queeny vom Color-Ize Forum für die Setliste.

Fazit:
Es war ein schönes Konzert, von den leichten Schwächen bei der Akustik mal abgesehen. Mir gefielen die Stücke „The New Order“, „Königin aus Eis“  „Nie mehr“, „His Vita“ (Da konnte ich kaum still sitzen), „Your House on my Hill“ sowie „Dirt“ vom Musikalischen her an Besten, Textmäßig finde ich „Lily B.“, „Dirt“ und „Mein Weg“ Klasse. Ohne die anderen Lieder weniger gut zu finden. Der Künstler ist, und dies zeigt nicht nur das aktuelle Album, eben sehr Vielschichtig und voller interessanter Facetten. ?

Die Musiker:

Gesang:            Alexander Veljanov
Soundmixer /
Programmierer: Goran Trajkoski
Bass:                 Igor Vasilev Novogradska
Gitarre:             Goran Janevski
Schlagzeug:       Slobodan Kajkut
Keyboard:          Igor Zotik



Setliste (Nochmals vielen Dank an Queeny):

Intro (Anfang von Sweet and Sour)

1.Der Kongress
2. His Vita
3. We can't turn back
4. Königin aus Eis
5. Lily B.
6. The New Order
7. Zwei vor und drei zurück
8. Black Girl
9. The Man with the silver Gun
10. Mein Weg
11. Your House on my Hill
----Pause
12. Seraphim
13. The Sweet life
14. Fly away
---Pause
15. The Wind
16. Nie mehr
17. Dirt
 
Lesenswert, Colorwriter. Und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass der Mikroständer mindestens so stark das Fanherz erwärmt wie Veljanov und seine Stimme ;)
 
@ Colorwriter
Hallo dein Bericht ist zwar sehr schön aber ich muss leider eine kleine Korrektur vornehmen 
die wäre die junge Dame ist ein Er mein Sohn Joshua 9 Jahre und der Größte AV und DL Fan der Welt und das angebliche „Poesiealbum“ war ein persönliches Geschenk für AV
Aber Bilder sprechen mehr als Worte
Ingrid
 
Re: Konzertbericht "Porta Macedonia Tour" Köln Kulturkirche 17.2.2009

Schade das mit den Bildern klappt nicht werde es später nochmal versuchen javascript:void(0);
 
Brosze meinte:
Lesenswert, Colorwriter. Und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass der Mikroständer mindestens so stark das Fanherz erwärmt wie Veljanov und seine Stimme ;)

Danke für das Prädikat "Lesenswert".  :angel:

Nun ich kenne andere Musiker, welche nicht so sehr mit dem Mikrofonständer,mit ihrem In Ear Monitor oder anderem zu kämpfen haben. :) Das fällt dann eben auf und wird objektiv beschrieben. Ohne den Künstler dabei lächerlich zu machen. Wenn man dann darüber schreibt, dann sollte dies naturalmente in keiner Weise von der Musik ablenken. DENN!!! Die war außergewöhnlich.
Von daher kann ich gut verstehen, wie sehr manche Fans diese einmalige Stimme von Veljanov verehren. Und ebenso dessen Handeln auf der Bühne. Weil es zutiefst Menschlich ist. Himmel, wer ist denn nicht nervös, wenn da eine Menge Leute vor einem sind und auf Aufmerksam deinen Auftritt verfolgen... Außerdem...
Wenn man, zumindest an manchen Gesten deutlich erkennt, wie sehr da jemand darum kämpft, seinem "Instrument" , sprich seiner Stimme durch Geste und Gebärde etwas zu entlocken, und sich in die Musik hinein zu finden, dann geht einem doch irgendwie das Herz auf. Und du fährst deine feinsten Antennen aus, um ja alles aufzunehmen, was es an Hörgenuss zu empfangen gibt.
Ein extremes Beispiel ist doch Joe Cocker :) Bei letzterem war leider jahrelang die "Zappel-Performance" bei seinen Fans mit höherem Stellenwert versehen als sein Gesang. Nicht weil das beinahe spastische Gehampel so albern aussah, sondern weil man da schon körperlich spüren konnte, wie sehr dieser Mensch um die richtigen Töne kämpft.
Und Joe Cocker ist, künstlerisch betrachtet, nur ein Pop Musiksong Veredler...

Doch Alexander Veljanov ist Avantgarde...

Unbeschreiblich...
 
Ingrid meinte:
@ Colorwriter
Hallo dein Bericht ist zwar sehr schön aber ich muss leider eine kleine Korrektur vornehmen 
die wäre die junge Dame ist ein Er mein Sohn Joshua 9 Jahre und der Größte AV und DL Fan der Welt und das angebliche „Poesiealbum“ war ein persönliches Geschenk für AV
Aber Bilder sprechen mehr als Worte
Ingrid

:roll:

Ups. Das tut mir jetzt Leid...
Dann mal liebe Grüße an den kleinen großne A.V. Fan.
Hoffe das klapt hier bald mit den Bildern...

Dirk
 
Re: Konzertbericht "Porta Macedonia Tour" Köln Kulturkirche (Lutherkirche) 17.2.

Danke für deinen wirklich "lesenswert[en]" Bericht, Colorwriter!  :)
Ingrid meinte:
die junge Dame ist ein Er mein Sohn Joshua 9 Jahre und der Größte AV und DL Fan der Welt und das angebliche „Poesiealbum“ war ein persönliches Geschenk für AV
Das ist ja süüüüüüß!  :wink:
Colorwriter meinte:
ch habe eben von Queeny erfahren, dass der Gitarrist Goran Janevski heißt...
Hab mich schon gewundert, war doch überzeugt davon, dass alle Makedonier entweder Goran oder Igor heißen...  :wink:  :-D
 
Oh ja, bitte! ich liebe Kirchen... wenn ich gewusst hätte, dass ich in Dresden bei nem Freund/Kollege/wasweißich meines Vaters hätte übernachten können...
Übrigens, schöner Bericht, Colorwriter : )
 
annemi meinte:
Oh ja, bitte! ich liebe Kirchen... wenn ich gewusst hätte, dass ich in Dresden bei nem Freund/Kollege/wasweißich meines Vaters hätte übernachten können...
Übrigens, schöner Bericht, Colorwriter : )

Ja die Akustik in solchen Räumen ist schon umwerfend.
Kein Vergleich zu irgendeiner "Clubhalle".
Umwerfend sind da aber immer noch Amphitheater.
Ob DL mal in Griechenland in einem antiken Theater ein Konzert geben könnte?
In Xanten ist, glaube ich auch ein römisches Amphitheater!?!  :roll:

Danke für das Lob ob meines schlichten Konzertberichts.
Langsam denke ich, ich habe der Musik zu wenig Text gewidmet.
Zumindest dem, was die Musik bei einem Zuhörer "anrichtet"...
Darüber zu schreiben ist fast so schwer wie ein Liebesbrief.  :roll:
Weil einem dabei mitunter auch schlicht die Worte fehlen, um auszudrücken, was man sagen möchte.

Das mache ich dann beim nächsten Konzertbericht dann vieleicht etwas besser...

LG Colorwriter
 
Re: Konzertbericht "Porta Macedonia Tour" Köln Kulturkirche 17.2.2009

Ingrid meinte:
Schade das mit den Bildern klappt nicht werde es später nochmal versuchen javascript:void(0);
 

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Re: Konzertbericht "Porta Macedonia Tour" Köln Kulturkirche (Lutherkirche) 17.2.

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Wirklich herzlich, die Bilder, Ingrid. Dein Sohn kann bald die Veljanov'sche Frisur nachahmen, was?  : naughty:
 
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