Hallo!
Hier ein Bericht über das Helium Vola Release. Veröffentlicht bei L'Etoile Noir.
Viele Grüsse
anno
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Qntal III? Ne, Helium Vola! So heißt das neue Werk aus der Schmiede Ernst Horns (Deine Lakaien). Mittelaltermucke, überwiegend Frauengesang, ordentlich mit Electro versetzt, erinnert doch schon sehr an das Qntal-Projekt; und wer die Vorabsingle "Omnis Mundi Creatura" kennt, die bereits im Juni erschien, wird mir wohl beipflichten können. Nun, wenn es das Ganze schon einmal gab, wieso dann ein neuer Name? Das ist recht einfach: Qntal gibt es immer noch, aber ohne Ernst Horn. Und da ihm die ganze Mittelalterei so viel Spaß gemacht hat, hebt er nun sein eigenes Projekt aus der Taufe.
Dabei herausgekommen ist ein wirklich schönes Album, das den Weg von Qntal konsequent ein Stückchen weitergeht, zum größten Teil sehr ruhig und entspannend wirkt, die Tanzbarkeit allerdings nicht ganz aus den Augen verliert. Mal fühlt man sich an Enya, mal an Loreena McKennitt erinnert. Die typische Elektronik und die Loops lassen aber keinen Augenblick bezweifeln, daß Herr Horn hinter der Sache steckt. Und gäbe es da nicht eine gewisse Rahmenhandlung, könnte man bereits abschließend sagen, daß das Album für Qntal-Fans ein Muß ist, für alle anderen empfehlenswert.
Die Rahmenhandlung setzte sich zum Einen aus Soundcollagen mit Samples vom Kursk-Unglück, zum Anderen aus der Vertonung eines Gedichts Michel Houllebecqs, einem französischen Schriftsteller, Lyriker und Sänger, zusammen. Am Anfang des Albums läßt uns Putin wissen, daß er alles im Griff hat. Unterlegt werden diese Wortfragmente von Aufnahmen der symbolischen Seebestattung für die Opfer des Unglücks. Gleich im Anschluß gibt ’s Michel Houellebecq, der mit Romanen wie "Ausweitung der Kampfzone" oder "Elementarteilchen" und Zitaten wie "Der Islam konnte nur im Stumpfsinn der Wüste entstehen, inmitten dreckiger Beduinen, die nichts anderes zu tun hatten, als ihre Kamele zu ficken... Niemals, solange der Islam existieren wird, kann Eintracht auf der Welt herrschen." ("Plateform") Leser und Kritiker gleichermaßen zu polarisieren versteht. Wer nun aber denkt, er ließe sich mit Helium Vola auf eine gesellschaftspolitische Kritik seitens Ernst Horns ein, hat wohl nicht ganz Recht. Die übrigen Titel des Albums basieren auf mittelalterlicher Lyrik in alt- und mittelhochdeutscher, französischer und lateinischer Sprache und wurden nach Ernst Horn recht wahllos ausgesucht. In den Texten läßt sich dennoch so etwas wie ein roter Faden erkennen. Es geht um Sehnsucht, unerwiderte Liebe, Einsamkeit, Vergänglichkeit; und wenn gegen Ende des Albums Houellebecq mit seinem "Les habitants du soleil" wieder aufgenommen wird, scheint uns Helium Vola mit dem Bewußtsein entlassen zu wollen, daß uns unser weltliches Dasein niemals unser Streben nach Glück und Liebe, nach Höherem erfüllen wird. "Die Bewohner der Sonne werfen auf uns einen gleichgültigen Blick. Wir verbleiben für alle Zeiten auf der Erde. Und dort verfaulen wir, meine unerfüllbare Liebe. Niemals werden unsere Körper zu Licht." ("Les habitants du soleil" dt. übersetzung)
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, daß es sich bei diesem Album um ein sehr interessantes handelt, dem seien "Omnis mundi creatura", "Selig" und "Je chante par couverture" als Anspieltipps nahe gelegt.
TimTim
L'Etoile Noir, 21.10.2001
Hier ein Bericht über das Helium Vola Release. Veröffentlicht bei L'Etoile Noir.
Viele Grüsse
anno
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Qntal III? Ne, Helium Vola! So heißt das neue Werk aus der Schmiede Ernst Horns (Deine Lakaien). Mittelaltermucke, überwiegend Frauengesang, ordentlich mit Electro versetzt, erinnert doch schon sehr an das Qntal-Projekt; und wer die Vorabsingle "Omnis Mundi Creatura" kennt, die bereits im Juni erschien, wird mir wohl beipflichten können. Nun, wenn es das Ganze schon einmal gab, wieso dann ein neuer Name? Das ist recht einfach: Qntal gibt es immer noch, aber ohne Ernst Horn. Und da ihm die ganze Mittelalterei so viel Spaß gemacht hat, hebt er nun sein eigenes Projekt aus der Taufe.
Dabei herausgekommen ist ein wirklich schönes Album, das den Weg von Qntal konsequent ein Stückchen weitergeht, zum größten Teil sehr ruhig und entspannend wirkt, die Tanzbarkeit allerdings nicht ganz aus den Augen verliert. Mal fühlt man sich an Enya, mal an Loreena McKennitt erinnert. Die typische Elektronik und die Loops lassen aber keinen Augenblick bezweifeln, daß Herr Horn hinter der Sache steckt. Und gäbe es da nicht eine gewisse Rahmenhandlung, könnte man bereits abschließend sagen, daß das Album für Qntal-Fans ein Muß ist, für alle anderen empfehlenswert.
Die Rahmenhandlung setzte sich zum Einen aus Soundcollagen mit Samples vom Kursk-Unglück, zum Anderen aus der Vertonung eines Gedichts Michel Houllebecqs, einem französischen Schriftsteller, Lyriker und Sänger, zusammen. Am Anfang des Albums läßt uns Putin wissen, daß er alles im Griff hat. Unterlegt werden diese Wortfragmente von Aufnahmen der symbolischen Seebestattung für die Opfer des Unglücks. Gleich im Anschluß gibt ’s Michel Houellebecq, der mit Romanen wie "Ausweitung der Kampfzone" oder "Elementarteilchen" und Zitaten wie "Der Islam konnte nur im Stumpfsinn der Wüste entstehen, inmitten dreckiger Beduinen, die nichts anderes zu tun hatten, als ihre Kamele zu ficken... Niemals, solange der Islam existieren wird, kann Eintracht auf der Welt herrschen." ("Plateform") Leser und Kritiker gleichermaßen zu polarisieren versteht. Wer nun aber denkt, er ließe sich mit Helium Vola auf eine gesellschaftspolitische Kritik seitens Ernst Horns ein, hat wohl nicht ganz Recht. Die übrigen Titel des Albums basieren auf mittelalterlicher Lyrik in alt- und mittelhochdeutscher, französischer und lateinischer Sprache und wurden nach Ernst Horn recht wahllos ausgesucht. In den Texten läßt sich dennoch so etwas wie ein roter Faden erkennen. Es geht um Sehnsucht, unerwiderte Liebe, Einsamkeit, Vergänglichkeit; und wenn gegen Ende des Albums Houellebecq mit seinem "Les habitants du soleil" wieder aufgenommen wird, scheint uns Helium Vola mit dem Bewußtsein entlassen zu wollen, daß uns unser weltliches Dasein niemals unser Streben nach Glück und Liebe, nach Höherem erfüllen wird. "Die Bewohner der Sonne werfen auf uns einen gleichgültigen Blick. Wir verbleiben für alle Zeiten auf der Erde. Und dort verfaulen wir, meine unerfüllbare Liebe. Niemals werden unsere Körper zu Licht." ("Les habitants du soleil" dt. übersetzung)
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, daß es sich bei diesem Album um ein sehr interessantes handelt, dem seien "Omnis mundi creatura", "Selig" und "Je chante par couverture" als Anspieltipps nahe gelegt.
TimTim
L'Etoile Noir, 21.10.2001