Bericht vom AMPHI FESTIVAL

Colorwriter

I am a Darkstar
Das AMPHI FESTIVAL Köln, 16.7.2011

Ich war schon so oft auf dem Tanzbrunnen in Köln, für mich eine der schönsten Freiluft Konzert Lokations in der Gegend. Denn Aufgrund der von dem Architekten Frei Otto (Er hat 1971 das Olympiadach im Müchnener Olympiastadion entworfen) dort vor der Bühne gebauten Zeltkontruktion ist es vor der Bühne im Sommer schön schattig und wenn es regnet, trocken.
Auf der Bühne ist dies jedoch nicht immer so, insbesondere dann, wenn dort im Sommer „Linus Talentprobe“ stattfindet. Dann fliegen, je nach „Qualität“ der Darbietung, aus dem Publikum auch mal gerne Tomaten und Eier auf das Podium.

Diesmal fand sich jedoch die wesentlich friedlichere „Schwarze“ Szene auf dem Gelände ein… Und ich, zum ersten Mal auf das Amphi Festival. Schon am Vormittag, traf ich auf Rhiannon, und wir schauten uns zusammen das Konzert von Zeraphine an. Solide Kost, und abgesehen von dem Body Builder Typ, der vor uns stand und sich während des Gig´s eine große Flasche „Jägermeister“ auf Ex gab, was zunächst seine Tanzwut und im weiteren Verlauf sein Wohlgefühl ausbremste, nicht weiter erwähnenswert.

Da war das anschließende Zusammentreffen mit den übrigen Colour Izern doch viel aufregender. Es ist so toll, all die Leutchen nach zum Teil vielen Monaten oder gar zum ersten Mal zu treffen. Da gab es viel zu bequatschen, zu erzählen und zu bewundern. Z.B. Broszinas selbst entworfenes DL-Fan T-Shirt. Leider waren Queeny und Dea, ohne Schuld, nicht anwesend. Anschließend ging es, im Gänsemarsch, zum „Sandstrand“, um sich dort gemütlich in Sessel und Couch zu lümmeln und sich weiter Anekdoten und Geschichten zu erzählen. Wie dabei so die Zeit vergeht und einem wie Sand durch die Finger rinnt….

Dann war Aufbruchstimmung, in kleinen Grüppchen wuselte die Gemeinde zur Bühne, wo inzwischen TANZWUT dem Publikum ordentlich einzuheizen verstand.
Zutiefst beeindruckend, was die Combo da auf die Bühne brachte.
Leider ging mir schon im Vorfeld der Kontakt zu den meisten Colour-Izern verloren. Mea Culpa, denn ich wollte unbedingt ganz nah vor die Bühne. Denn das Amphi ist das einzige mir bekannte Festival, wo es erlaubt ist, (auch) mit der Spiegelreflexkameras zu fotografieren. Und letztere hatte ich dabei um endlich einmal die Fotos in der Qualität von Deine Lakaien zu machen, die ich von meinen sonstigen Konzert-Bildern gewöhnt bin.

Lady Ash sowie Rhiannon standen nicht weit von mir, während TANZWUT die abschließenden Stücke zum Besten gab. Dann erschienen DIE KRUPPS auf der Bühne, und Lady Ash, Respekt! Hörte sich äußerst Tapfer den Gig der sicherlich härtesten Band der Szene an. - Inklusive dem wilden Gehämmer auf dem „Kruppstahlröhrenxylophon“. Klar, dass die Fangemeinde dazu wildesten Pogo tanzte. Dass alles muss, besonders aus der Vogelperspektive, cool ausgesehen haben. Die ersten beiden Zuschauerreihen sowie die linke und rechte Seite ruhig, und genau dazwischen ein runder Kreis aus tanzendem, herum wirbelndem Fan… Und darüber dunkle Gewitterwolken, sowie die den bald fallenden Regen ankündigenden Gewitter Windböen.
Ein wahrer „Hexenkessel“…

Den gab es auch kurz nach Konzertende der „KRUPPIANER“, in Form von Gedrängel, um sich vor der Bühne einen schöneren Platz zu suchen. Denn in dem Gewusel ging mir der Kontakt zum Rest der Fantruppe endgültig verloren. Und ich ward Final in der 2. Reihe eingekeilt. Links vor mir eine dauerrauchende nebst ihrem 2 Meter Begleiter, rechts drei kreischend, schon sehr hyperaktive Damen. Wo zwar Englisch sprechen aber scheinbar nicht alles verstehen wollten. Doch ich konnte B. Deutung im Hintergrund sehen, fix eine Zigarette rauchend, ebenso Ernst, der sich mit einem Tontechniker am Flügel zu schaffen machte. Außerdem noch Yvonne Fechner mit ihrer Geige „im Anschlag“.

Der Conferencier erschien um DEINE LAKAIEN angemessen anzukündigen und für seine Combo die Sonntag spielte, ein bisschen Werbung zu machen. Tobias betrat inzwischen auch die Bühne, setzte sich hinter sein Violoncello um sein Instrument entgültig feinabzustimmen. Und von Rechts wanderte schon die erste Garnitur der Fotografenrotte in den Pressegraben. Ernst schlenderte, gewohnt Tiefentspannt, aus entgegengesetzter Richtung daher und begab sich hinter seinen Flügel. Yvonne ging, cool wie immer, ebenso wie das schon aufgeregt applaudierende Publikum in Position und unter den Klängen von „On your Stage again“ betrat Alexander die besagten Bretter von Welt be. deutung. Untermalt von Yvonnes schöner Backgroundstimme. Warm angezogen, mit Schaal und etwas kürzeren Haaren als sonst. Wobei letzteres ja schon zu einigen Spekulationen geführt hat. Derweil ging schon der kühle Sommerregen nieder, was der Stimmung jedoch keinerlei Abbruch bescherte. Alexander entschuldigte sich ob seiner Sommergrippe, begrüßte das zahlreich verbliebene Publikum, der Kunstnebel wabberte nur so auf die Bühne und hüllte jeden Akteur, bis zu den Haarspitzen in Wolkige Unschärfe. Der Fotomann in mir fluchte deswegen leise, auch meine Lungen schmerzten schon. Und meine „Vordermännin“ steckte sich schon wieder die nächste Zigarette an.
Doch egal, die Band machte sich wieder auf Zeitreise, nicht ohne die neuen sowie die alten Lieder neu zu interpretieren. Was offenbar nicht alleine daran lag, das
Robert Wilcocks nicht mehr mitspielt, wie jemand hinter mir meinte. Nein, in den Liedern steckt schlicht so viel Potential, dass man sie stets neu entdecken kann. Inzwischen war die erste Lichtbildner Schicht abgewandert, die zweite ebenfalls aufgezogen und, von Veljanov in liebenswertem Ton mit „Auf Wiedersehen“, aus dem Fotoschützengraben verabschiedet worden. Ab dem Moment wurde die Band zusehens lockere, und ich konnte selbst ordentlich auf den Auslöser drücken. Stets darauf lauernd, wo sich vor meiner Kamera eine „Nebel und Zuschauerlücke“ bot.
Diesmal erschienen mir die Songs irgendwie viel melancholischer als sonst. Besonders „Where you are“. Und „Gone“. Lag da ein bisschen Wehmut in Alexanders Stimme? Ebenso seine dem Publikum oft bekundete Dankbarkeit ließ mich im Nachhinein doch sehr Nachdenklich werden. Nicht zum nachdenken, sondern zum Freuen war die Darbietung von Tobias. Schon alleine die Faxen, welche er gerne mit Yvonne macht und sie damit zum Lachen bringt, sind toll gewesen, doch auch „Solo“ ist er ein Erlebnis. Leider wurde mir so manches Bild, dass ich von den Lakaien gemacht habe, von meinen „Tanz und Schubsfreudigen“ Nachbarinnen verdorben. - Sprich verwackelt. Die sich so allmählich ob ihres Benehmens den Unmut vieler der Umstehenden zuzogen. Ebenso wie der Typ, der andauernd und in „Drill Sergenant“ Lautstärke „TOBIAS“ brüllte. Aber wer mag sich deswegen auf Dauer die Laune verderben lassen? - Ich nicht.
Dafür war der Sound der Band, deren spürbare Spielfreude und Alexanders phänomenale Stimme viel zu Mitreißend. Die daraus resultierende Stimmung schlicht zu Schön. Mit „Blue Heart“ und „Return“ verabschiedeten sich die guten Geister der elektronischen Avantgarde zunächst von ihrem begeisterten Publikum um mit „Colour Ize“ die Zugabe zu starten.
Richtig Klasse waren da einmal wieder die „Tanz und Fechteinlagen“ von Yvonne & Tobias.
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Außerdem, zutiefst beeindruckend, Alexander auf den Knien vor seinem Publikum. Gestenreich und alles andere als Theatralisch. Voller Melancholie. Und schon wieder der Gedanke, dass dieses Konzert gar eine Art von Abschied ein könnte. Nach 22:00 Uhr wurde den Lakaien dann der Saft etwas herunter gedreht, so dass die letzten drei Lieder doch reichlich dezenter aus den Lautsprechern drangen. Inzwischen konnte ich Dea, ganz alleine mit ihrer Kamera im Pressegraben vor mir erspähen, während sie ihre Bilder schoss. Ebenso einige Colour-Izer, sehr weit Links, aber nicht unendlich weit von mir.
Tja, und dann war das Konzert leider, viel einmal viel zu schnell vorbei.
Bezeichnender Weise mit dem einen, letzten Lied, dass auf mich nun wie ein stiller „ich bitte dich“ Dialog zwischen den Lakaien und ihrem treuen Publikum wirkte. - „Love me to the End“. Dann war die Show vorbei. Vom Publikum begeistert beklatscht, machten die Vier ihren traditionellen Diener vor dem Festivalvolk und gingen winkend ab.
Im Ersten Moment war ich irgendwie enttäuscht, fühlte mich alleine gelassen und verabschiedet. Eine höchst seltsame Emotion. Was mir im Nachhinein nur so zu erklären ist. Ich glaubte da wohl tatsächlich, dass es das letzte Konzert der Band gewesen ist. Etwas absurd. Von daher wohl meine Gefühle.
Und dazu passend, dieses geniale Stück der Lakaien:
„Love me, Love me to the end…“
Nun.
Was mich angeht, auf jeden Fall.

Nach dem Konzert versammelten sich alle Colour-Izer noch vor der Bühne, auch Queeny konnte ich endlich sehen und Begrüßen, ebenso Dea, die ein schönes Gruppenbild aufnahm.

Hier meines, ach ich liebe Verfremdungen!

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Kurze Zeit später wurde schon das Bühnenlicht gelöscht, was aber keinen davon abhielt, die Ratschgruppe aufzulösen.
Erst viel später ging so jeder seines Weges, durch den Dauerregen, zurück ins Campinglager, zur nächsten Zeltbar oder eben, so wie ich, nach Hause.

Dirk aka Colorwriter

Setliste:
(Dankeschön an Pandora84 & Dea)

On your stage again
Into my arms
Over and done
Where you are
Gone
Forest
One night
Blue heart
Return
..............

ColourIze
Fighting the green
Reincarnation
Love me to the end
 
Wieder mal ein lebendiger Bericht von Dir! Sehr schön.
Öhm, freut mich, wenn ich mit meinem Gag-Shirt erheitern konnte *g*
Deine Fotos lassen irgendwie nicht vermuten, dass Du so grausam eingekesselt warst :)) Im Ernst - die, die Du gepostet hast, sind einsame Spitze.

Danke für's nochmal Intensiv-Konzert-Durchlebing ;) Auf der anderen Seite verstärkt sich da mein Lakaien-Blues wieder ein bisschen :((

Bitte nicht aufhören, Lakaiens!
 
Sehr schöner Bericht, wie immer, Colorwriter =)
Schade, dass das Gruppenfoto so körnig geworden ist, ich konnte leider nur wenige erkennen.

btw. @ Ina: Mich würde mal interessieren; Wie sah denn dein Lakaienshirt aus? ;;)
 
Danke für den schönen Bericht,Dirk! Allerdings macht er mich auch ein wenig nachdenklich... Ich hoffe,die beiden machen weiter!
 
Auch von mir nochmal danke dafür, dass du all diese Eindrücke so treffend in Worte gefasst hast :) .
Aber geht mir bloß weg mit dem leidigen Lakaien-gehen-in-Rente-Thema. Daran will ich am besten gar nicht denken. Klingt blöd, aber ein Leben ohne DL kann ich mir irgendwie schon nicht mehr vorstellen :(( .
 
Nun, ich habe mit meinem kleinen Aufsatz schlicht beschrieben was ICH "gesehen" und empfunden habe. Und auf mich wirkte Herr Veljanov noch NIE so Melancholisch wie bei diesem Konzert.
Und wenn Ernst und Alexander, wieso auch immer (dies ist reine Spekulation) von jetzt auf Heute Aufhören würden...

Klar wäre das tieftraurig.

Bei mir würde dies allerdings den aller tiefsten RESPEKT vor diesen beiden Künstlern erzeugen.
WER wäre wohl so mutig, im Fall der Fälle zu sagen, Danke, dass war´s....?

Melancholie kommt doch auf, wenn du dich auf einmal, nach über 20 Jahren "im Beruf" fragst, was du im Leben schon erreicht hast;

als Mensch,
"Künstler",
Ehepartner,
Elternteil,
usw...

Dann kommen die Fragen auf:

Kann ich das noch mehr steigern?
Noch Besser sein?

Und wenn nicht- Was kommt danach?
Aufhören, aussteigen weil es offenbar keine Steigerungsmöglichkeiten mehr gibt?

Ich habe daher allergrößten Respekt vor jedem, der dies auszudrücken versteht.
Eben weil diese Gedanken ein ganz schön harter Brocken sind.
Und daher Hochachtung vor Allen die, welche Konsequenz auch immer, daraus ziehen.

Denn sonst kommen tiefste Depressionen.
Und die sind echt Mies. - Ich weiß wovon ich schreibe.
Ein Schrecken, fast ohne Ende!

Doch ich möchte mit meinen im Text beschriebenen Empfindungen nichts herbei reden.
Und auch nicht spekulieren.

Sehen wir, was die Zukunft bringt.
Denn am Ende ist alles Poesie.

Dirk aka Colorwriter


 
Naja, wegen: ..."Und ich ward Final in der 2. Reihe eingekeilt. Links vor mir eine dauerrauchende nebst ihrem 2 Meter Begleiter, rechts drei kreischend, schon sehr hyperaktive Damen."!

Da musste das einfach mal raus...
 
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