Hey,
ich habe den folgenden Bericht für den Matzesupport geschrieben und bei Facebook veröffentlicht.
Aber ich denke, es schadet nicht, wenn ich ihn hier einfach nochmal reinposte:
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Debütkonzert der KAMMER im Rahmen des 21. Wave Gotik Treffens im Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig am Sonntag, den 27. Mai 2012
Es ist schon seltsam. Manchmal hat man Glück und ist dabei, wenn Geschichte neu geschrieben wird. Und wenn man ganz großes Glück hat, weiß man es in diesem Moment sogar.
Ich hatte dieses große Glück und werde nun versuchen, es in Worte zu fassen.
Wie macht man Werbung für eine Band, die noch keinen Ton veröffentlicht hat?
Ich stelle mir das schwierig vor.
Dennoch hat die KAMMER es erfolgreich geschafft, wie dieser Abend beweist.
Zu 3 Gelegenheiten war ich vorher schon im Völkerschlachtdenkmal.
Zwei davon waren Konzerte.
Und bei keinem von ihnen habe ich die Krypta so voll erlebt.
Ich hatte großes Glück und stand mit ein paar Freunden direkt am Eingang zur Krypta, als sich um kurz nach 19 Uhr die Türen für die Menge an neugierigen Konzertbesuchern öffneten, die sich schon angesammelt hatte. So konnte ich einen guten Platz ergattern, in einer der Nieschen schräg hinter dem Mischpult, genau gegenüber der Band.
Die Krypta füllte sich schnell und schon bald war klar, dass die Zugänge zur ersten Empore der Ruhmeshalle geöffnet werden mussten, um auch noch die Leute aufzunehmen, die sonst hätten draußen bleiben müssen.
Die Atmosphäre ist schwer zu beschreiben.
Ich glaube, erwartungsvolle Anspannung trifft es am besten.
Wie ein Summen klang es und man fühlte es fast körperlich.
All diese Menschen waren also gekommen um den ersten öffentlichen Klängen dieser Band überhaupt zu lauschen.
Und sie wurden nicht enttäuscht.
Um kurz nach halb Acht betraten die Hauptakteure des Abends die "Bühne", den eigentlichen Kryptabereich zwischen den Statuen der Totenwächter.
Neben den eigentlichen KAMMERmusikern Marcus Testory (Gesang, Gitarre), Matthias Ambré (Gitarre, Gesang), Oliver Himmighoffen (Drums) und Dirk Klinkhammer (Tuba) waren auch noch Benni Gerlach (Cello; Letzte Instanz, Land Über), Rico Schwibs (Violine; Letzte Instanz) und Aline Deinert (Violine; Neun Welten) mit von der Partie.
Nur vom ersten Stück des Abends kenne ich den Titel, denn es ist die neue Single der KAMMER. Es heißt "The Orphanage" und wird am 18. Juni erscheinen.
Ich mochte es auf Anhieb sehr. Es geht gut ins Ohr ohne dabei "gewöhnlich" zu klingen oder sich schnell abzunutzen.
Ich glaube, Max und Matze waren schon allein davon überwältigt, wie voll es geworden war. Und als dann auch gleich nach diesem ersten Stück donnernder Applaus die altehrwürdigen Mauern der Krypta erzittern ließ, konnte man ihre Erleichterung geradezu spüren.
Auch bei den Ansagen zwischen den Stücken merkte man ihnen die Rührung und die Freude an über soviel Euphorie und positive Resonanz.
Aber wie klingt die KAMMER denn nun eigentlich?
Wunderschöne, teilweise folkig anmutende Stücke sind es geworden.
Mehrheitlich sind sie ruhig, einige von ihnen, so wie die Single, jedoch auch ordentlich schwungvoll, dominiert vom Klang von Max' und Matzes Gitarren und getragen von wunderschöenen Streicherarrangements.
Himmis Drums und Dirks Tuba geben ihnen an den richtigen Stellen den passenden Druck und die richtige Fülle.
Herzstück eines jeden Songs ist aber unbestritten der Gesang.
Die tiefe, volle Stimme von Max verleiht den Stücken ihren Charakter und ihre Wärme und wird an den entscheidenden Stellen ganz wunderbar von Matzes hellem, markanten Gesang untestützt und ergänzt.
Ich kann nur hoffen, dass auch Matze auf den Studioveröffentlichungen zu hören sein wird. Ohne ihn würde mir etwas fehlen, denke ich.
Neben der getragenen, eingängigen Musik sind es aber auch die gefühlvollen und intelligenten Texte, die mir als geneigter Hörerin sofort quasi ins Ohr ;-) gesprungen sind.
In ihnen geht es um Verlust und Trauer, um den Schritt des sich wieder aufraffens und den Neubeginn.
Ein Rückzugsort soll die KAMMER sein, ein Heim, ein "Waisenhaus" für alle, die verloren sind, die einsam sind und sich nach Schutz und Ruhe sehnen.
Aber in ihr erschallt auch Gelächter und der, teilweise tiefschwarze, Humor kommt nicht zu kurz.
Diesen zwei Herren merkt man an, dass sie einiges erlebt haben. Sie sind durch Höhen und Tiefen gegangen und lassen uns nun an ihren Verlusten aber auch an ihren Freuden und ihrem großen Schatz an Lebenserfahrung teil haben.
Zwischen den Stücken trug der aus Funk und Fernsehen bekannte Sprecher Matthias Keller den letzten Teil von Sophies Geschichte vor, die eine Allgeorie auf die Umstände der Gründung der KAMMER darstellt und uns im Vorfeld schon eine Weile begleitet hat.
Die Auflösung werde ich hier allerdings nicht verraten, um nicht aus Versehen etwas vorweg zu nehmen.
Die unbändige Spielfreude der Musiker war so extrem ansteckend, dass es nach dem letzten regulären Stück des Sets niemanden der auf den Stufen sitzenden Zuschauer mehr auf seinem Platz hielt.
So spielte die KAMMER ihre Zugabe, noch einmal die erste Single, vor einem stehenden, begeistert feiernden Publikum.
Was bleibt mir noch zu sagen?
Es war ein wundervoller Abend und ein mehr als gelungenes Debüt!
Ich bin froh und dankbar, dabei gewesen sein zu dürfen bei diesem, ich denke schon, historischen Neubeginn.
Und ich weiß, dass wir uns sicher sein können, dank Max' neu aufgeflammter "Sucht" nach der Musik und ihrem öffentlichen Vortrag, von der KAMMER noch sehr viel hören zu werden.
Daniela Kubica
Leipzig, den 28.05.2012