Helium Vola "Wohin?"

Hier nur mal ein paar spontane Eindrücke nach dem ersten Reinhören: Besonders gefallen haben mir auf Anhieb Die Andre und... ja, Panzer Hymnus. Die "Geräuschwelt" letzteren Stücks erinnert mich etwas an Black Death auf Qntal 1... es ist sehr typisch "hornistisch" und interessant. Die Andre ist sehnsüchtig und melodisch, aber mit einer dräuend-harschen Note, die dem Lied erst seinen eigentlichen Reiz verleiht. Sehr schön ist allerdings auch The unquiet grave... wenn vielleicht auch einen Tick zu lang. Gar nicht zu lang erscheint mir das noch längere Napuctun speaks, das dafür auch deutlich spannungsgeladener ist. Und reichlich düster :) - In Aquil altera muss ich mich noch gründlicher vertiefen. Wie gesagt, nur ein paar erste Eindrücke... Zusammengefasst würde ich sagen, dass Wohin? weniger Überraschungsmomente zu bieten scheint als die vorangegangen Alben, aber sich als sehr solides Opus in das Hornsche Œuvre einreiht. Einzelne Lieder würden auch fast als Lakaien-Stücke durchgehen - ''Excalibur'' könnte ich mir gut mit A.V. als Sänger vorstellen; besonders auf einem älteren Lakaien-Album würde es kaum aus dem Rahmen fallen...
 
Re: Helium Vola "Wohin?" Pt. 2

Derzeit setze ich mich ausgiebig mit dem längsten Stück der "Wohin?" auseinander - und die Hornsche Tapete drängt sich erneut auf....(?) ähm ...nein, eben doch nicht:

Denn hier liefert uns H.V.s Chefarchitekt und -Innenaustatter mit "Aqil altera" keine "Wohlfühltapete", sondern eine vollkommen wohlsortierte, psychedelische Inneneinrichtung, die sich merkwürdigerweise (und mit Gewinn, zumindest teilweise) auch rückwärts spielen lässt. (Satanische Botschaften - wie einst unbegründeterweise bei "Stairway To Heaven" - konnte ich aber keine vernehmen. Hinter Spiegeln lauert nicht nur das Böse oder Abgründige).

Jedenfalls hebt man bei "Aquil altera" - so der Hörer sich, möglichst in Dunkelheit gehüllt, darauf einlässt - ganz mächtig ab, die Adlerschwingen transformieren sich in einer - erst eher zaghaft andeutenden - Metamorphose zum akustischen Peyote. Das angebliche Füllmaterial entpuppt sich als Wahrnehmungshilfe für unbekannte Dimensionen und führt in weite und entlegene Räume! Aha, so sieht also eine Eintrittkarte zu den Pforten der Wahrnehmung aus? Hätte ich nicht gedacht - und auch noch zum Preis eines Albums, in dem sowieso schon zwei CDs drin stecken! (Ich hoffe bloss, der Adler vermumme sich nicht klammheimlich in einen Pleitegeier :-ss Womit ich sagen möchte - der Preis des Albums dünkt mich zu gering; doch bei Chrom Records sitzen eben keine gierigen Raffkes).

Man begegnet während dieses mystischen Rundflugs Qntals "Un Vers De Dreyt Nien" (ob Ernst dafür Tantiemen an Sigrid und Michael abdrücken muss? :p ), H.V.s "Liod 1" und zuletzt nochmals "The Unquiet Grave"; aber auch der Lakaien wird man gewahr mit "Love Me To The End" und (als einer meiner Lakaien-Allzeit-Favoriten, der es nie zur Single schaffte) "As It Is" - sie verdichten mit diesem Schattenwurf aus anderer Zeit ihren Status der Unsterblichkeit. ("Lonely" hätte unbedingt dazu gehört!).

Man dankt den Flugbegleitern der Air H.V. für ihre Aufmerksamkeit, die erlesene Auswahl der gereichten Klanggespinste bzw. Stimmen und dem Flugkapitän für die - uff - gelungene Landung. :ymapplause:

Nun fragt man sich - etwas benommen von der langen Reise und so ganz alleine, ja verloren am Lande-Terminal: Wohin? geht denn die Reise weiter? Und wo sind wir denn, verflixt, überhaupt gelandet?

Viele Grüsse, G.
 
Ich mag das Album sehr, und finde, dass es sich mir von allen am Unmittelbarsten erschließt. Das mag daran liegen, dass es dunkler als die Vorgänger scheint, und die Melancholie fast spürbar dicht.

Zur Zeit ist die zweite CD mein ganz klarer Favorit, vielleicht wirklich, weil sie -wie dreamdancer in ihrem englischen Artikel vermutet- für mein eher ungeschultes Gehör leichter zu erfassen ist (und auch, weil ich die CD im Auto zu laufen habe, und sie daher besser kenne, als die erste. Nächste Woche werde ich das einmal wechseln.).
Neben The Unquiet Grave ist für mich Rose am Dorn mein großes Lieblingslied, so still und tief und irgendwie perfekt ... bis auf dieses letzte ... Glucksen(?) als das Lied vorbei ist ... so als ob man da den Bruchteil einer Sekunde zu spät geschnitten habe.
Und Excalibur, ja, so ein alter Bekannter auf der CD, nicht wahr? Der Unterschied zum Klang des Liedes auf youtube fällt gewaltig auf.
Überhaupt ... der Klang des Ganzen ...
Und nein, für mich ist es keine Tapete (and I haven't watched The Hobbit Film, Mr Horn, even if I do possess a black fan) sondern eher ... wie eine Decke. Es ist ganzheitliche Musik, etwas, was einen umhüllen, und womit man verschmelzen kann. Zumindest diese zweite CD berührt mich so und ich freue mich darauf, die erste besser kennenzulernen.
 
Re: Helium Vola "Wohin?" Pt. 3

Weitere - gesicherte - Fundsachen aus "Aquil altera":
Deine Lakaien "The Walk To The Moon" (eins der gelungensten - ähm - "Plagiate"; mich bedrängt dabei nämlich immer Japans/David Sylvians "Nightporter" aus "Gentlemen Take Polaroids").
Aus Qntal II "Herbst" (dieser feine "Flächensound" zwischen ca. 2min 58sec und 3min 10sec).

Mme Ash - wenn Ihro Ladyship erlauben, erkläre ich untertänigst, mich derselben Meinung zu ereifern. "Excalibur" hat durch die CD-Wiedergabe ungemein gewonnen, die Youtube-Version klingt - wie soll man sagen - nur noch vermurkst - und trotzdem, wie dankbar war ich damals für diese "erste Laubsägearbeit". (Als halbwegs griffige Analogie zur Musik-Kompression könnte man sich vielleicht prächtige Mahlzeiten bei einem begnadeten Fünfsternekoch während des Höhepunkts seiner Schaffenskraft vorstellen. Beim ersten Ma(h)l wird man mit dem feinsten Original (in ausgesuchter Ambiance) verwöhnt. Beim nächsten Ma(h)l wird dassebe serviert, allerdings in der Darreichungsform "Astronautenkost, flatulenzverringert gem. IEE4234, 1A", bei Nieselregen unter einer Autobahnbrücke: Denaturiert, gefriergetrocknet-entwässert, sterilisiert, pulverisiert und in praktische Plastiktüten verpackt; man muss bloss heisses Wasser zugeben, gut durchkneten und sich den Matsch reinziehen. Guten Appetit (aber Vorsicht, diese Tüten sehen aus wie "Klistierbeutel", bitte richtig verwenden). Was wohl besser mundet?? Bei hartgesottenen MacDonalds-Parteigängern hätte ich gewisse Bedenken. :-
Die Leute, die sich aus diesen YouTube-Filmchen Umsonst-MP3-Sammlungen zusammenstellen, verderben sich nicht nur ihre musikalischen Sinne...
Viele Grüsse, G.
 
Re: Helium Vola "Wohin?" Off topic

Die Umkehr des Hörvektors in "Aquil altera" bescherte mir eine weitere - späte - Einsicht. Ich fragte mich nämlich seit längerem, was wohl der Lakaien-Albumtitel "Kasmodiah" bedeute?
Wie der spätere Song "Stupid" auf "White Lies" ist es u. U. eine Ehrerbietung. ^:)^

Kasmodiah -

hai-dom-sak, also etwa -

Hi dummer Sack... :))
 
vielen Dank für diese akribische Analyse, Ghibbelan :ymhug: Man hört sonst schon, dass es viele bekannte Fragmente gibt, aber noch bevor man eins identifiziert hat, kommt schon das nächste. Da hast Du echt genau hingehört. Das Stück hat es wirklich in sich - nicht zuletzt, was die Stimmführung betrifft.

Mir hat es momentan auch die Witwenklage sehr angetan.
 
Ja, Witwenklage mag ich auch.

Meiner kleinen (!) Tochter und mir gefällt übrigens auch die Komposition von Sabine Lutzenberger sehr gut. Für alle, die den gefoto-shopten Ernst Horn bewundern wollen ... hier ein link zu dem Bild und einer engl. Zusammenfassung der Zillo-Artikel ... http://enter-the-forest.blogspot.de/
 
Habt ihr Ideen, welche songs nachträglich komponiert wurden, also quasi, nachdem die quodlibet-Version über den Haufen geworfen worden war?
Ich tippe auf "The unquiet Grave" und vielleicht das "DirIch" Stück von Sabine Lutzenberger ... aber ansonsten? :-\
 
Re: Helium Vola "Wohin?" & Sonic Seducer 3/13-CD

Liebe Leute

Schade, dass sich hier nur so wenige zu Worte melden... Vielen Dank jenen, die mein "Geschreibsel" lobten, besonders natürlich für den :ymhug: - - -

Hier noch eine letzte "Aquil altera"-Zugabe: Einige Takte von "Colour-Ize" aus dem ersten "Deine Lakaien"-Album sind nämlich auch noch zu vernehmen.

Vor ein paar Tagen konnte ich (nur mittels Bestellung) die "Sonic Seducer" 3/2013 bei der Trafik abholen. Wie schon 2009 bei "Ecce Gratum Version 2" erschütterte mich die - gelinde gesagt - grausam-grässliche Grottigkeit des (Un-)Geistes dieser Zeitschrift. (Den Seiten entströmt regelrecht Verwesungsgeruch). Das Hades-Zentralblatt - "Der transstygische Unterweltkurier" - kommt wahrscheinlich ähnlich daher, riecht aber sicher besser.
Bis auf die CD, die "Tanderadai" enthält, werde ich dieses Machwerk der militärischen Kampfstoff-Entsorgung übergeben.

Nach den ersten Takten der Tanderadai-Nummer fürchtete ich, dass hier das Album-Tandaradan zu einem Club-Kracher aufgepumpt werde, denn Eingangs-Riff und Bassdrum zeigen überdeutlich in diese Richtung. Diese Befürchtung entpuppt sich aber schnell als Kurzschluss-Rechnung ohne den ständigen CD-Player-Geranten Horn. Selten bisher hörte ich eine solch aufgebaute Erwartungshaltung in eine ganz andere Richtung driften und zerbröseln. Tanderadai ist nämlich eine hervorragende, die Avantgarde schrammende Experimentalnummer; doch besser, Ihr hört Euch dieses Stück selbst an. Ich sage nur, dass sich die Akquise (der sonst ziemlich ekligen Sonic-Seducer-3/13-Zeitschrift) ganz allein wegen "Tanderadai" lohnt. Die Nummer vervollständigt auch das ganze "Wohin?"-Album substantiell: Man platziere das Seducer-"Tanderadai" (ganz ohne Lücke) vor das Album-"Tanderadan" und erhält so eine fast 10-minütige elektronische Glanznummer - "Tanderadai-Tanderadan" (das längst vom Netz genommene "Kraftwerk" z.B. erlebt in wenigen Zitaten eine kurze Auferstehung von den Untoten, nur um ob der ganzen Virtuosität gleich wieder in die fahrradbewehrten Sarkophage abzutauchen). spook

Immer mehr entfaltet sich dem geneigten und aufmerksamen Zuhörer die wahre Qualität von "Wohin?"; das Album erweist sich m. E. - trotz des überaus erhabenen Backkatalogs - ganz deutlich als E.Hs. Meisterwerk.

Ich neige erneut mein Haupt vor des Meisters Genius und bedanke mich sehr bei allen Beteiligten dieses wunderschönen, manchmal etwas schwierigen aber immer sehr bereichernden Albums. ^:)^

Viele Grüsse - G.

(Ob sich E.H.und weitere "Helden der Arbeit" der H.V.-Brigade gelegentlich hierher verirren?) :-
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator...:
Ja, es ist hier leider in letzter Zeit recht wenig los. Liegt bei Wohin? vielleicht auch an der Komplexität des Albums und der meisten Stücke darauf. Mir gefällt die vermehrte Vielstimmigkeit. Am stärksten haben mich die Duette beeindruckt, da Ernsts wunderschöne Melodieführung dabei gut zum Tregen kommen kann. Da könnte ich in Zukunft mehr von haben :D

Insgesamt sind die Stücke schon von ihrer Struktur her sehr verschieden und darin sehr komplex, nicht nur bei Aquil Altera, sondern z.B. auch bei Napaktun speaks und beim Panzer Hymnus. Beides sehr spannende Stücke, wie ich finde.

@Ghibbelan: ich versteh nicht recht, warum Dir der Hymnus nicht zusagt. Der ist doch viel interessanter als Fama Tuba 2, das ich jetzt nicht so besonders finde.
 
Ein wirklich starkes Album! Ich kann mich meinen schriftlich viel eloquenteren Vorschreibern bedingungslos anschließen. Wenn man sich auf das Album und den Gesang einlässt und nicht sofort ob des mittelalterlichen Stimmtypus' abschaltet, ist dies ein so unglaublich vielschichtiges und abwechslungsreiches Album, was jeden Elektronik-und Avantgardefan gleichermaßen von den Sitzen reißen muss. so schöne Melodien, so herzzerreissende musikalische Magie, so viel knarzende Synthiefreude. Ich bin tatsächlich ziemlich geplättet und liebe den Herrn Horn noch viel, viel mehr ;)
 
Nachdem meine Bestellung irgendwie verloren gegangen war, bin ich jetzt auch endlich im Besitz des neuen Albums. Die positiven Kommentare hier im Forum hatten mich schon so in hibbelige Vorfreude versetzt, dass ich Sorge hatte, dass meine Erwartungen an Wohin? vielleicht zu hoch sein könnten. Aber weit gefehlt! Ich bin absolut begeistert. Sicherlich nicht die Sorte Musik, die man mal so nebenbei beim Bügeln hören sollte - aber das wäre wohl ohnehin Frevel. Und ganz bestimmt ist das Album auch nicht für jedermann geeignet. Wer nicht bereit ist, sich auf diese spezielle Art der Musik einzulassen, wird wahrscheinlich niemals die besondere Schönheit, Vielschichtigkeit und die feinen Verflechtungen und Anspielungen erkennen und genießen können. Die Vielfalt der musikalischen Eindrücke und Stimmungen finde ich absolut genial und ich bin mir sicher, dass ich bei jedem Hören noch neue Details entdecken werde.

Ein Lieblingsstück kann ich bislang noch nicht ausmachen, aber es gibt auch keins, das mir so gar nicht gefällt. Ohnehin finde ich einen Vergleich der verschiedenen Stücke aufgrund deren Vielfalt und Individualität ziemlich schwierig.

Ich verneige voller Ehrfurcht mein Haupt vor Herrn Horn und danke ihm, dass er es immer wieder schafft, mich zu überraschen und mit seiner Musik in ganz neue Klangwelten zu entführen. ^:)^
 
Re: Helium Vola "Wohin?" & Sonic Seducer 3/13-CD

Ghibbelan meinte:
(Ob sich E.H.und weitere "Helden der Arbeit" der H.V.-Brigade gelegentlich hierher verirren?) :-

Oh, oh Master Ghibbelan ... ob du mich nun hassen wirst, ob meines profanen Aufgreifens deines Postes ;)
Aber ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Herren Horn und auch Veljanov hier hin und wieder mal mitlesen ... nicht jeden Beitrag und nicht jede Rubrik (one devoutly hopes :D ) ... aber im Prinzip denke ich schon, dass sie hier vorbeischauen.

-Der Lieblingscellist meiner Tochter verwies mal auf seiner my space Seite auf die Lakaien-Konzertberichte im Forum ...
-Ernst Horn hat sich in seinen Briefen mitunter direkt auf Forumsdiskussionen bezogen ...
-Und der Herr Veljanov hat es immerhin auf 6 öffentliche Beiträge in diesem seinem Forum gebracht ;) Aber, ja, ich denke wirklich, dass auch er noch immer "so zwischen 2 und 5 Uhr morgens, wenn die Welt am friedlichsten ist" (und er nichts anders zu tun hat ) manchmal die Beiträge hier überfliegt.
 
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