So, jetzt habe ich mal ein paar Minuten Zeit. Eigentlich kann man das Konzert in einem Satz zusammenfassen: Es war einfach wunderschön. Aber da ihr sicherlich mehr lesen wollt, schreibe ich auch mehr.
Meine Freundin und ich waren eine halbe Stunde vor dem Einlass am Veranstaltungsort. Da standen drei Leute schon rum und warteten. Wir entschieden uns zu einer Runde um den Block. Als wir kurz vor 19 Uhr dann wieder da waren, standen an die 80 Leute vor uns. Das hat man nun vom spazieren an der frischen Luft. X(
Da wir noch nie in der theARTer Gallery Berlin waren, wußten wir nicht, was uns erwartet. Um 19 Uhr sollte der Einlass sein und um 19.30 Uhr sollte der Abend beginnen. Aufgrund von Technikproblemen standen wir alle noch um 20.15 Uhr vor der Tür und froren. Da der Saal ein Fassungsvermögen von ca. 100 Leuten hatten, rechneten wir mit einem Platz weit hinten. Doch, welch Freude, wir wurden vom Einlass vorne in die zweite Reihe platziert. Anscheinend trauten sich nicht viele nach vorn. Man hatte Sitzgarnituren aufgestellt. Diese im Abstand von 30 cm. Man konnte echt nicht sitzen. Aber das sprach ja für die Künstler, dass so viele Leute gekommen waren.
Den Beginn machte das Berliner Streich Orchester. Es bestand aus zwei Cellisten und einem Geiger. Sie spielten aktuelle Lieder und auch ältere Stücke nach. U.a. Rammstein und Sunrise Avenue. Hat uns sehr gut unterhalten. Zumal die Jungs dazu ne gute Mimik und Gestik aufsetzen. Sollten ihr mal die Gelegenheit haben, sie auf Festivals oder woanders zu sehen, geht hin!
Danach wurde die Bühne auf- und umgebaut. Hier packte Ernst selbst mit an. Es standen auf der Bühne der Flügel von Ernst und ein (so würde ich sagen) Keyboard. Vor unseren Augen wurde ein großer Notenständer aufgebaut, der als Buchständer diente. Nach ca. 30 Minuten Pause kamen die Protagonisten des Abends. Ernst setzte sich ans Keyboard und Hannah Wagner an den Flügel. Der dritte Protagonist des Abends Leonhard von Hohenlohe (so stellte er sich vor) trat an den Buchständer und trug eine Geschichte vor. Es ging um einen jungen Barden im Mittelalter, der durch die Lande streift. Er begegnet einem jungen Mann, der gutaussehend und kämpferisch ist. Sie beschließen sich gegenseitig zu unterrichten und ziehen durch die Lande. Der junge Mann lernt ein holde Maid kennen, die (natürlich) schon verheiratet ist und verliebt sich. Die beiden haben dann auch ein Verhältnis. Dann kommt ein Krieg, den der Ehemann der Maid nicht überlebt, aber natürlich der Jüngling. Nun freit er mit Liedern um sie und am Ende heiraten sie. Soweit die Geschichte in Kurzform.
Die Geschichte wurde dann durch die zwölf Lieder untermalt, die Hannah Wagner sang. Nach einigen Passagen der Geschichte, setzte sich Leonhard von Hohenlohe und Hannah und Ernst übernahmen. Sie wechselten sich an den Instrumenten immer ab. Mal saß Ernst am Klavier und Hannah am Keyboard. Beim nächsten Lied dann andersrum. Mal begleitete Ernst Hannah am Klavier und sie sang "nur". Dann erlebte man Ernst am Klavier wie in bester Lakaien-Manier. Was sehr schön zu sehen war, war die Freude mit der alle diesen Abend absolvierten. Am Ende eines jeden Liedes blickte Hannah Wagner zu Ernst herüber. Es war wie ein Klavierschülerin, die zum Lehrer blickt. Oder eher, wie eine Tochter, die zu ihrem Vater schaut. Ernst goutierte jedes Lied mit Beifall in Richtung Hannah oder mit einem zustimmenden Kopfnicken oder einem freudigen Lächeln. Es war wirklich herrlich, beide so zu sehen.
Nun zu den Liedern. Sie waren sowohl in mittelhochdeutsch, als auch in französisch. Einige hatten Anleihe bei Helium Vola genommen, ein Lied hätte auch Irish Folk sein können. Aber egal welche Stilrichtung, durch die einzigartige Stimme von Hannah Wagner wurde ein jedes Lied traumhaft. Es klingt platt, aber wenn sie sang, schien die Zeit still zu stehen und man konnte sich ins Mittelalter und auch in die Geschichte hineinversetzen! Auch wenn man die meisten Texte nicht verstand. Ich kann es nicht anders beschreiben, weil für diese Stimme und den Gesang einfach keine Worte in meinem Sprachschatz vorhanden sind. Sorry. Ich kann nur raten, sich auf der HP von Saeldes Sanc die Lieder anzuhören. Dann versteht ihr vielleicht, was ich meine.
Der Abend endete dann mit Standing Ovations und noch einer Zugabe. Saeldes Sanc haben mindestens zwei Stunden gespielt. Danach ging das Licht an und man wurde ins hier und jetzt versetzt.
Noch eine Notiz am Rande. Vor dem Konzert wurden die Gäste mit der weitesten Anreise mit einem Glas Sekt prämiert. Es war ein Paar aus Mexiko, welches genau vor uns an der Bühne saß. Wir kamen in den Pausen ins Gespräch. Die beiden waren für 10 Tage in Deutschland und besuchten diverse Konzerte, einfach weil sie die Musik aus deutschen Landen so gut fanden. Und weit vorn auf ihrer Liste stehen Deine Lakaien. Ein Konzertbesuch war beiden noch nicht vergönnt, daher waren sie selig, einmal Ernst Horn in Aktion zu erleben. Nach dem Konzert fuhren wir beide noch in ihr Hotel. Sie waren über den Abend so erbaut und erfreut, dass wir nicht ohne Geschenke gehen durften. Wir bekamen ein T-Shirt und zwei CDs mit mexikanischer Musik. Ferner bestanden beide darauf, noch von ihrem Tequila zu kosten, den sie aus Mexiko mitgebracht hatten. Der war in der Tat sehr lecker. Ich musste beiden nur noch beibringen, dass es in Deutschland keine gute Idee ist, sich nach dem Genuss von Alkohol hinters Steuer zu setzen.
Fazit also: wunderschöner Abend und wir haben noch was für die mexikanisch-deutsche Völkerfreundschaft getan.
P.S.: Anscheinend hatte Saeldes Sanc und Ernst Horn noch viel Spaß später am Abend, wie folgendes Bild belegt:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =3&theater (Foto von NostalgiaNostra)