Von Deine Lakaien im E-Werk + 3 persönlichen Premieren

Colorwriter

I am a Darkstar
Hallo beisammen.

Im Moment breche ich mir seit 3 Tagen beim Texten des Konzertberichtes einen Ab.
Sorry, wenn es etwas länger dauert.
Ich weiß, 10 % sind die Idee(n) und 90 % ist Fleißarbeit. Oh....
Wie beneide ich meine Mitmenschen, die es schaffen derartiges in einer Dreiviertelstunde perfekt umzusetzen. :ymsigh:

Doch mit ein wenig (mentalem) Support (von euch) sowie einer Literkanne Kaffee kriege ich das sicher heute noch hin...

LG

Dirk aka Colorwriter
 
Wir haben schon einen E-Werk Thread. Wäre es nicht sinnvoll, wenn Du Deinen Bericht da mit reinsetzen würdest, statt einen 2. für das gleiche Event auf zu machen???
 
So, ich bin Fertig und hier mein Aufsatz zum Konzert in Köln.


Deine Lakaien INDICATOR Tour Köln E-Werk, 10.10.2010


Ein Herbst Sonntag Abend mit vielen Premieren….


Lange habe ich mich gefreut, die Karte hatte ich schon seit Weihnachten, das Album seit dem Premierentag auf Dauerlauf im CD-Player sowie alles, was es zum INDICATOR Konzept zu lesen gab, eifrig verschlungen. Auf diesem Wege vielen Dank an die liebe Kollegin, die mir das Album bestellt hat. Und mein Kompliment an die Interviewer der LAKIAEN bei Color-Ize. Leute, das war das mit Abstand Beste, was es von und zu Horn und Veljanovs Kunst den lesen gab. So verging also die Zeit bis zum Stichtag. Ein Warten wie Kinder auf die Weihnachstbescherung, so mit Kribbeln im Bauch, heller Vorfreude und jede Menge Herzklopfen. Schließlich habe ich die Formation bisher nie Live erlebt, sondern nur die Veljanov Solo Tournee sowie zwei Konzerte der Akustik Tour.
Also eine Premiere für mich, welche nicht die letzte an diesem Abend werden sollte.

Ich wollte sehr Zeitig vor Ort sein, um in der Keupstrasse in Ruhe zu Abend zu Essen, doch es kam ein bisschen anders. Auf der Anreise über die Autobahn ging mein braver grüner Frosch (Renault Twingo) kürz hinter „Eifeltor“ in die Knie. Zum ersten Mal überhaupt, nach mehr als 100000 zusammen gefahrenen Kilometern. Noch ne Premiere.
Der nach einiger Zeit verdatterten Wartens herbeieilende Gelbe Engel stellte fest das mein Frosch nicht vom Affen sondern während der Nacht vom Marder gebissen worden war, ein paar Kabel waren hin, was der gute Mann aber schleunigst reparieren konnte. Oh welch Segen, so dass ich nach kurzem Kabelflicken und neu einziehen erleichtert (und um 50 € ärmer - Tschüss Tour T-Shirt) weiter fahren konnte. In den großen Stau auf der A 3….

Von wegen 800 Meter, wie der Verkehrsfunk meldete. Da ging nichts mehr. Doch ich hatte Glück und erreichte die Abfahrt Köln-Innenstadt und wuselte mit dem frisch verkabelten Frosch durch Köln Deutz und Mühlheim um so kurz vor 19:00 Uhr in der Schanzenstraße anzukommen. Uff….

Also, schnell das ob der Autopanne und des Staus verschwitzte Hemd gewechselt und ab…
In die lange Warteschlange vorm E-Werk. Wo die Zeit schnell verging, der Laden machte auf und ab ging es, hinein. Am Merch Stand sah ich schon Dea fleißig verkaufen, und als höflicher Mensch ging ich hin um wenigstens kurz Guten Tag zu sagen. Im Anschluss schlenderte ich in den Konzertraum, wo ich vor der Bühne Queeny, Daniela sowie Maienzeit erblickte. Wirklich Nett , mir da ein Plätzchen frei zu halten. Und es gab auch einiges zu bequatschen. Zum Beispiel den „Support“ während der Tour, Vic Anselmo. Die One Lady „Vorband“. Die nach Queenys Worten so ein bisschen Bluesig-Melancholisch rüberkommt. Mehr wollte ich auch nicht Wissen, sondern mir ein eigenes Bild von ihr machen.
Inzwischen waren noch einige Leute mehr in den Saal dazu gekommen. Unter anderen auch Don Kohlmann. - Extra aus Melbourne, Down Under angereist.
Hut ab. Und meine zweite Premiere, eine DL Fan aus Australien zu treffen.

Vic Anselmo betrat dann die Bühne um zu performen. Schöne, klare Stimme auch ihr Klavierspiel ist gut. Was ihrem Spiel, den Texten und der Musik jedoch für meine Ohren, fehlt ist Abwechslung. Nach dem dritten Lied hatte ich den Eindruck, die Stimme klingt wie Marianne Rosenberg oder Juliane Werding, :p nur eben auf Englisch. Und auch das Klavierspiel hörte sich an, als könne man voraus ahnen, was sie in den nächsten Minuten spielt. Das war dann doch irgendwie nervig und erzeugte nicht viel Stimmung, was die von einer Nachbarin entzündete Wunderkerze auch nicht mehr steigern konnte. Daher bekam sie kaum mehr als Höflichkeitsapplaus. Irgendwie Schade, fand ich. Denn Talent hat die Frau auf jeden Fall.

Nachdem sie von der Bühne abgegangen war, wurde noch fix umgebaut, Erst Horn erschien um schon mal sein Instrumentarium und sein Notebook (von der Firma, die irgendwas mit Obst zu tun hat), hochzufahren. Es gab den ersten begeisterten Begrüßungsapplaus und die Akteure erschienen allesamt auf der Bühne. Und alles wartete auf ihn. Alexander Veljanov.

Der Maestro erschien, von der genialen Beleuchtungstechnik in einen „Lichttunnel“ gesetzt, auf der Bühne und die Lakaien eröffneten das Event mit dem ersten Kracher, „On your Stage Again“. Wow, wie das hämmerte, getragen von Alexanders fulminanten Stimme und dem fantastischen, „fliegenden“ Klangteppich, den die Formation da ausbreitete. Alle Akteure waren aber auch bestens gelaunt ob der Stimmung im Saal und der gut gelingenden Darbietung.
Welch ein Konzertauftakt.
Alexander war erstaunlich locker, die Stimme „saß“ perfekt und er begrüßte das schon leicht aus dem Häusschen wibbelnde Publikum. Die nächsten Stücke, die das Quintett zelebrierte, waren wie ein Rausch aus Tönen. Eine musikalische Brandung, die Welle auf Welle folgend, das Publikum „ansprang“ und einen regelrecht „überflutete“. Um dann ordentlich in Kopf, Bauch und Seele herum zu wirbeln. „Over and Done“ & „Fighting the Green“….
Dann legte sich der Soundsturm ein wenig, mit „Into my Arms“ wurde es ein wenig ruhiger jedoch keineswegs „Langweilig“. Dazu ist dieser „Lakaien-Klassiker“ viel zu Facettenreich. Auch sehr reich an Glanzpunkten waren einmal wieder Alexanders Humor und seine Schlagfertigkeit. Die mit jedem Mal nerviger werdenden Zwischenrufe eines offenbar nicht mehr ganz nüchternen Zuschauers (Der am Schluss jeden Liedes, mit Kopfhörern in den Ohren, stets „Wunderbar“ reklamierte) bügelte er gekonnt aus. Was derjenige, wieso auch immer, nicht kapierte. So dass Alexander ihm unter heftigen Applaus das Wort „entzog“ …“Jetzt Rede ICH.“ Und… „Ja, auch Lakaien können mal widerspenstig werden“ Wieder gab es Gelächter und Beifall. So ist eben Live.
Besonders gespannt war ich ja auf die neuen Lieder des INDICATOR Albums, wie diese unter Konzertbedingungen klingen würden. Nun, spätestens bei „Europe“ und „Immigrant“ klappte mir vor Staunen die Kinnlade herunter.
Absolut virtuos, was da dem geneigten Publikum kredenzt wurde. Das klang zum großen Teil noch BESSER als auf dem Album. Besonders „Six O´Clock“ und „Gone“. Und bei „Blue Heart“ flippte meine Nachbarin so richtig aus. - Schön, wenn die Leute in der Musik so mitgehen. :)
Dazu gab es von Veljanov noch ein paar Kommentare zu Zwischenrufern, die ihr Wunschlied äußerten. Wenn man 20 Jahre Musik macht, ist es eben reichlich schwer, es jedem Recht zu machen. „Ja, demnächst kommen wir jeden X-ten Sonntag im Monat nach Köln,… das gibt es dann als Abo“…
Inzwischen war es in dem Gründerzeitbacksteinbauwerk ordentlich Warm geworden. Beinahe Backofenmäßig :ymdevil: heiß, was Veljanov zu der Äußerung animierte…“Hier mal das Dach auf zu machen“. Da hatten es die Musiker auf der Bühne noch ganz gut, so zwischendurch mal was zu trinken und ein Handtuch zu haben… Wohlverdient, wie ich meine. Ebenso wie der begeisterte Applaus zum Ende des ersten Teils, nachdem die letzten Akkorde von „Return“ verklungen waren.

In Köln wird ja gerne geklatscht, besonders dann, wen Deine Lakaien aufspielen.
Ist zumindest mein Eindruck.
So war es auch diesmal. Die Band erschien wieder auf der Bühne und spielte eines meiner persönlichen Lieblingstücke. „Mindmashine“. Es ist absolut umwerfend, wie die Formation es hin bekommt, diesem Deine Lakaien Oldie“ stets aufs Neue etwas Frischeres abzugewinnen. Danach gab es wieder einen Lacher ob Alexanders Sprüchen. Irgendwie hatte er sich beim ansingen im Lied vertan, ich habe aber nicht mitbekommen, welches er ansagen wollte. Als Entschuldigung meinte er „ Das ist wohl das Unterbewusstsein Ich will schnell ins Hotel.“ Hu, das ging beim Publikum beinahe ins Auge… Also ergänzte er schnell:
„Unterbewusstsein, mit vollem Bewusstsein möchte ich natürlich hier bleiben. Und endlich aufhören zu reden, denn mein Beruf ist Sänger. Und deswegen singe ich jetzt was….“ „Overpaid“ Bilde ich mir das ein, oder wurde das Ensemble zunehmend lockerer? Wie auch immer. Die erste Zugabe ward gegeben, die Akteure verließen wieder die Bühne und im Saal klatschte man sich die Hände wund.

Nun denn, man erschien zur zweiten Zugabe, für mich DER Höhepunkt des Konzerts. Nicht nur Alexanders Frage, ob 1986 schon jemand aus dem Publikum, „durch die Nächte gezogen ist“ ( Wie viele da Aufgezeigt haben) Nur den einleitenden Kommentar zu Colour-Ize“ , das ohne die Wende „Der Engländer noch hinter der Mauer (oder hinterm Vorhang So genau habe ich das nicht mitgekriegt) liegen würde“ Habe ich nicht verstanden. Muss ich mal im Forum fragen…. Besonders erwähnenswert: Alexanders „Reincarnation“, Bäuchlings auf dem Hocker und mit dem Rücken zum Publikum liegend. Dass dies wohl keineswegs geplant war, sah man an den amüsiert erstaunten Gesichtern der restlichen Lakaien. Da blitze, zum Ende der zweiten Zugabe, der Schalk im Nacken. Klar, dass es da einen noch heftigeren Applaus gab.

Zur Dritten und letzten Zugabe spielten die Lakaien ein höchst passendes „Abschiedslied“ - „Along our Road“. So endete also meine dritte Premiere (Die Lakaien Live in „Voll-Besetzung)
Ach… Wenn der Laden bestuhlt gewesen wäre, dann hätte es garantiert von Publikum stehende Ovationen gegeben. Doch ich denke, die Band hat auch so gemerkt, wie Dankbar und Begeistert ihr Publikum war. Es ist schön, in die Gesichter von Musikern zu blicken, die vor solch einem Zuhörerkreis auf ihre Weise Dankeschön sagen. Wie betäubt klatschte ich mit, total ergriffen und mit dem Gefühl, gerade ein einmalig Schönes (ich sage nicht Wunderbar(es)!) Geschenk bekommen zu haben. Dann ging das Licht im Saal wieder an und das Konzert war zu Ende. Schöner Abschluss übrigens, dass einer der Roadies die Setliste, die neben Alexanders Mikrofonständer auf den Bühnenboden geklebt war, ins Publikum verschenkt hat. Solche netten Gesten sind das Salz in der Suppe.

Wobei letztere auch manchmal etwas versalzen wird. In dem Fall von den Securities des E-Werk. Die hatten es derart eilig, zuerst den Bühnenraum und dann den Vorraum mit der Bar und dem Merch-Stand „zu räumen“. Das war, mal wieder typisch“ E-Werk Pur. Auf die Tour wurden wir mehr oder weniger getrennt, und so manch einer konnte sich an der Bar zum Ende nicht mehr das Pfandgeld für die Plastebecher zurückholen. Und dem Merch-Stand, wo Vic Anselmo neben Dea und Co. höchst selbst ihre CD sowie eigene Merchandising Artikel verkaufte, tat das alles auch nicht wirklich gut. Mich würde es freuen, wenn das beim nächsten Konzert anders würde.

So ging ich dann, mehr oder weniger zum „Verschwinden genötigt“, hinaus, in die klare Nacht, Kopf, Bauch und Seele voller Musik, Energie sowie einer gewissen Form von Seligkeit, die manche nur bei religiösen Zeremonien empfinden.

Nachschrift:

Es ist nahezu unmöglich, in solch einem Bericht all die Dinge zu erzählen, die sich während eines solchen Events zugetragen haben. All die kleinen Begebenheiten, zum Beispiel Alexanders „Kampf“ mit dem Mikrofonständer, das Mikro dabei viel zu tief unten und dazu noch Richtung Publikum gedreht… Oder Ernst Horn, der sich wo seine „Soundanlage“ gerade auf „Autopilot“ läuft, während des Konzerts seine Musiker anschaut. Zutiefst entspannt und mit dem gewitzten Lächeln eines Menschen, der sich genau in dem Moment bewusst ist, dass er etwas Außergewöhnliches geschaffen hat. Und dabei in sich ruht. - So was nenne ich Glück. Dazu Robert Wilcocks an seine E-Gitarre, der zum Ende des Konzerts immer mehr abging und über die Bühne tanzte. Rock´n Roll pur. Und erst Tobias „B. Deutung“ Unterberg an seinem Cello sowie Yvonne „Ivee Leon“ Fechner auf der Violine. Die bei Gig so ihre Spielchen machten. Sich einander zulachen und über das Publikum freuen….
Noch schwieriger für mich, zu beschreiben, wie die Musik der Lakaien klang und wie sie auf das Publikum und mich wirkte. Wie einem der Sound regelrecht auf die Haut prallte, in den Ohren dröhnend und dabei in Herz & Hirn einen Ton, eine Stimmung erzeugend, die lange anhält. So etwas kann man nicht hinreichend in Worte fassen. Solche Gefühle und Emotionen finden keinen angemessenen Vokabeln.

Schönen Dank an Queeny für die unerschöpflichen Anekdoten und die Teilhabe an deinem umfassenden Wissen von und über Deine Lakaien, ebenso Daniela und Maienzeit für´s Platz frei halte, Don Kohlemann für´s kennen lernen und dem netten ADAC Engel, der mein Auto so fix wieder flott gemacht hat.

Und nicht zuletzt Silke, die mich überhaupt erst auf Deine Lakaien und besonders auf Alexander Veljanov aufmerksam gemacht hat.
Ohne DICH wäre mir all dies total entgangen.

Setliste: (Schönen Dank an Dea Pirlich)
1. On Your Stage Again
2. Over And Done
3. Fighting The Green
4. Into My Arms
5. Who'll Save Your World
6. Where You Are
7. Europe
8. Immigrant
9. Forest
10. Six O' Clock
11. One Night
12. Gone
13. Blue Heart
14. Return

15. Mindmachine
16. Overpaid

17. Through The Hall
18. Colour-Ize
19. Reincarnation

20. Along Our Road
 
Oh Mann, beim lesen deines Beitrages habe ich total vergessen, dass ich im Büro am PC sitze. So tief war ich wieder im Sonntag Abend. Danke dir!

Was mich noch interessiert. Mir sind ein paar Dinge noch aufgefallen, die ich nicht für normal halte. Und da ist eben die Frage, ob euch das auch aufgefallen und wie ihr das deutet.

- Ernst hat beim verabschieden selbst in jede Richtung des Publikums geklatscht, das kenne ich von ihm nicht.
- Robert Wilckox (man, ich kann den Namen nicht schreiben) hat selbst auch beim Applaus sehr gestrahlt und den erhobenen Daumen gezeigt (kenn ich von ihm auch nicht)
- Ivee war auch einige Male am strahlen und den Kollegen am zunicken ob "unserer" Begeisterung.

Also, der Funke ist ja echt hin und hergesprungen. Lakaien - Publikum - Lakaien.

Mich würde echt mal interessieren, was die fünf so von diesem Konzert gehalten haben. Wie schön wäre es, ein richtiges Feedback zu bekommen. Das ganze interpretieren fällt mir so schwer.
 
Also das Ernst dem Publikum applaudiert habe ich auch schon erlebt, ebenso Ivees Strahlen und Blicke austauschen.

Dirk, ein wundervoller Bericht (ich wollte erst wunderbar schreiben hab es dann aber gelassen). Ich kam mir vor als wäre ich dabei gewesen. Dankschön.
 
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