Farewell

Lady Ash

I am a Darkstar
Und wie findet ihr das Video?
Superschön die eingeblendeten Lyrics, die älteren Damen wie mir das Verständnis eines neuen songes erleichtern ;)
Die Kragen, wie ein alter Pranger ... die Papierschnippsel (in die sich die Kragen aufgelöst haben?) Und diese Brille, halb 3-D, halb 70-ziger Retro-look?
Ich bin so unglaublich schlecht im Übersetzen visueller Botschaften, wie mir ein filmerfahrener Freund bescheinigte.
Und warum gelb?
Nun, die Kasmodiah war gelb und ein großer Erfolg - aber das kann ja nicht der Grund sein.

Ansonsten habe ich den song als eine Bestandaufnahme über das Leben in unserer modernen Gesellschaft verstanden.
Die Orientierungslosigkeit darin? "I cannot turn my head to see."
Der Egoismus? "Fix the law for thee and thine?" (ich mag den Ausdruck)

Aber was ist das "something steady"? Und hier mag ich die musikalische Passage sehr.
Wer oder was ist die Liebe, die dort besungen wird?
 
Danke für den Hinweis, Ash! :) Habe mir das Video gerade eben zum ersten Mal angesehen.
Ich bin beeindruckt und erfreut darüber, dass die Lakaien nach wie vor ihrer Wege gehen, aber nicht müde sind, auch visuell zu experimentieren... da denke ich z.B. an die Videos von Mind Machine, Generators, Gone und nun auch Farewell. Das bedarf einer offenen, kreativen Auseinandersetzung mit diversen Regisseuren; das gefällt mir!

In die Analyse der einzelnen Elemente bin ich noch nicht gegangen, obwohl das definitiv nicht uninteressant für mich ist. Auf jeden Fall haben gewisse Attribute wie die prägnante Gelb-Schwarz-Kombi oder die witzigerweise äußerst trendige Brille natürlich auch bei mir Aufmerksamkeit und Assoziationen geweckt ;) Mehr aber erstmal nicht... ich möchte das Video noch ein paar Mal genießen, bevor ich mich näher mit der Bildsprache auseinandersetze...
 
Nachdem ich das Video zum ersten Mal gesehen hatte, war ich auch etwas ratlos. Inzwischen finde ich es allerdings ziemlich gelungen.
Brosze meinte:
da denke ich z.B. an die Videos von Mind Machine, Generators, Gone und nun auch Farewell. Das bedarf einer offenen, kreativen Auseinandersetzung mit diversen Regisseuren; das gefällt mir!
Der offenen, kreativen Auseinandersetzung kann ich nur voll und ganz zustimmen. Die Videos zu Generators, Gone und Farewell sind allerdings alle von demselben Künstler: Jörg Grosse-Geldermann, der auch für die Fotos und das Artwork der Alben zuständig war. Ich schätze seine Arbeit mit den Lakaien sehr!

Mein Zugang zu visuellen Darstellungen ist allerdings auch etwas beschränkt. Für mich unterstreicht die Farbe Gelb die Aggressivität des Songs, die durch den stampfenden Rhythmus und die Elektronik erzeugt wird. Im Chorus ist sie stark zurückgenommen, der Rhythmus ist hier nicht so gleichförmig und man sieht nur wenig Gelb. Bei der Wiederholung des Chorus am Schluss sind sowohl Farbe, als auch der Rhythmus wieder da. Zurück bleibt die Aggressivität, die ich eher als nach Innen gerichtet empfinde. (Zudem hat Ernst im Sonic Seducer Interview erwähnt, dass er bei diesem Album durchaus persönliche Dinge verarbeitet hat. Was aber nicht bedeuten muss, dass es keine allgemeinere Interpretation gibt...)

Zum einen ist da der Ärger darüber, dass "es" (eine Beziehung?) noch nicht zu Ende ist und immer noch die eigenen Gefühle beherrscht. Alexander bringt das mit seinem fast bockigen "Farewell my love, farewell" sehr schön rüber. Zum anderen gibt es Wut auf sich selbst darüber, Schuld auf sich geladen zu haben. Die muss von dem hier sprechenden Subjekt als ganz erheblich empfunden werden, geht es doch eingeschlossen von Wänden, ohne Hoffnung auf Strafmilderung (d.h. auch: Strafe gibts in jedem Fall, Freispruch bzw. Erlösung ausgeschlossen) nur direkt weiter durch die Tore der Hölle. Mir gefällt dabei die Wendung "walls...impervious to leniency".

Ich finde daher, Ash, auch Deine Verbindung zwischen den Quadraten und einem Pranger ganz passend. Auch, dass diese sich quasi in den Konfetti auflösen. Und ich bin sicher, niemand kann Konfetti so würdevoll werfen wie Alexander!
Lady Ash meinte:
Die Orientierungslosigkeit darin? "I cannot turn my head to see."
Die Interpretation passt m.E. ganz gut. Wobei ich es auch wieder eher auf eine Person bezogen sehen würde. Bei "trees as far as eyes can see" kommt mir "den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen" in den Sinn...
Lady Ash meinte:
Der Egoismus? "Fix the law for thee and thine?" (ich mag den Ausdruck)
Egoismus, glaub ich auch, und zwar möchte man ihn bei sich selbst gerne verleugnen (nicht "me and mine").

Das Stück ist in den Strophen und der ostinativen Hookline extrem monoton gehalten, was mich auch ein bisschen aggressiv macht, zugegeben. Die Zweistimmigkeit tut dem keinen Abbruch, dafür ist die Stimmführung zu einfach. Das finde ich aber so durchaus passend. Außerdem ist das Stück in dieser Form ausgesprochen clubtauglich. Der Chorus ist dann sehr melodiös und die Unschärfe der Bilder erklärt sich dann durch "blurred" und "hazy". Mich erinnert dieser extreme Wechsel an "In the land of", wobei die Struktur noch einfacher gehalten ist als bei "Farewell". Wegen der starken Monotonie brauchen beide Songs am Schluss noch etwas Reibung. Bei "in the land of" passiert das durch den instrumentalen Zwischenteil, der bei "Farwell" im Gegenteil zu sehr einfach gehalten ist. Dafür ist der wiederholte Chorus am Ende ein Terz höher notiert.Das ist ein in der Popmusik häufig verwendetes Element, wobei meist nur um einen Halb- bzw. Ganzton "verrückt" wird. Mit so einer Rückung kann man mich jagen, ganz ehrlich, das ist in diesem Fall leider auch nicht anders.

Ich versteh' aber schon, dass das Stück bei den allermeisten sehr gut ankommt. Sicher eine sehr gute Wahl für die Single! Persönlich haben mit die anderen Stücke aus dem Pre-Listening besser gefallen. "Where the winds don't blow": ein Traum! Freu mich auf die Single und bin sehr gespannt auf "Into Chaos" :D
 
Vielen Dank für den Link! Und natürlich für dieses aufschlussreiche Track by Track Dank an Herrn Grosse-Geldermann. Wobei ich sagen muss, dass die Herren Lakaien in ihrer Diskussion doch sehr an der Oberfäche bleiben; die Kompetenz zu tiefschürfenden Werk-Analysen liegt ganz klar hier im CI-Forum :ymdevil: Es zeigt sich bei dem Gespräch zwischen Alexander und Ernst ganz deutlich: die Mischung machts. Ganz Klasse wie sich Alexander die Songs von Ernst selbstbewusst zu eigen macht. Oder was meint Ihr?

OT: Ganz im Allgemeinen finde ich Bärte ja eher zum Abgewöhnen - gibt imo ganz wenige Männer, die Bart tragen können. Aber bei Ernst - hach :YMDAYDREAM:
 
Interessant, dass sogar die Herren Lakaien ihre eigenen Stücke unterschiedlich interpretieren. Ich lag mit meinem ersten Interpretationsversuch irgendwo zwischen dem Ansatz von Ernst und Alexander.

Das eigene schlechte Gewissen als ewigen Verfolger, dem man nicht entkommen kann, finde ich z. B. in den großen Kragen, der mich auch sofort an einen Pranger erinnerte, und in den leicht ruckenden, kreisenden Bewegungen von Alexander, die mich an einen Uhrzeiger erinnerten, gut umgesetzt. Man dreht sich im Kreis, kommt nicht voran, landet also immer wieder an dem Ort, von dem man eigentlich entkommen wollte und das schlechte Gewissen ist auch noch oder schon wieder da.

Die Farbe Gelb, die mich natürlich auch erst einmal an Kasmodiah erinnerte, habe ich zuerst als Warnung empfunden. Aber Gelb steht ja auch für Egoismus und andere weniger angenehme Eigenschaften, so dass ich die Farbwahl eher in diese Richtung interpretiere.

Das Werfen des Konfettis, habe ich als Versuch gesehen, dass der Protagonist etwas "los werden will". Dies ist nach meiner Interpretation das eigene schlechte Gewissen, das ihn immer wieder einholt und auch Alexanders Konfettivorrat scheint sich ja immer wieder aufzufüllen, so dass er werfen kann so lange er will, aber es wird nicht weniger. Gleichzeitig hat mich das Konfetti auch an Flammen und Glut erinnert, vor allem in der Sequenz, als es nach oben zu schweben scheint. Vielleicht kann man darin das Höllenfeuer sehen, als die Strafe, die der Protagonist für sich erwartet. Textlich wird ja mit "gates of hell" auch Bezug auf die Hölle und vielleicht eine ewige Verdammnis ohne Aussicht auf Erlösung angespielt.

Vor allem der stampfende Rhythmus und die unterschwellige Monotonie haben bei mir einen Eindruck von Aggression, innerer Zerrissenheit und Wut erweckt. Der Rhythmus erinnert mich aber auch an das Marschieren von Soldaten. Ich habe zwar darin keine Anspielung auf den Ersten Weltkrieg gesehen, aber schon etwas Kriegerisches oder Militärisches, das sich vielleicht sogar nur im Inneren des Protagonisten abspielt. Eine Art innerer Kampf, dem er sich immer wieder stellen will oder muss. Auf mich wirkt dieser Krieger aber nicht stark, wie es Alexander meinte, sondern nur noch verbittert und dem Aufgeben nah.

Für mich ist in diesem Stück dieses Hin-und-Her zwischen Wut und Kampf auf der einen Seite und Aufgeben bzw. Nicht-mehr-wollen auf der anderen Seite spürbar. Ein Zustand von Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit. Das bockige "Farewell" schwankt für mich dabei zwischen Aggression und Hohn, da der Protagonist genau weiß, dass es eben kein "Farewell" geben wird.

Auf jeden Fall finde ich dieses Video rundum gelungen, gerade weil es mehrere Interpretationen zulässt. Sicherlich ist "Farewell" musikalisch recht schlicht gehalten, aber gerade das unterstreicht nach meinem Empfinden die ständige, unterschwellige Aggression des Protagonisten - wobei ich zugeben muss, dass diese Aggression durchaus auf mich überspringen könnte, wenn ich das Stück zu häufig oder in der falschen Grundstimmung hören würde.

@dreamdancer: Ja, bei Ernst kann man den Bart tatsächlich durchgehen lassen. Obwohl mein Mann meinte "der sieht ja aus wie Catweazle" ;)
 
Mich hauen nun weder der Song (gefällt mir, würde ihn aber als Lakaien-Mittelklasse einordnen) noch das Video (der gelbe Scheiben-Kragen ist etwas albern) sonderlich um. Da gibt es etliche ältere Lakaien-Videos, die ich überzeugender finde. Colour-Ize, Dark Star... ;)

Aber immerhin - mich, der ich seit 1997 überzeugter Bartträger bin, hat natürlich gefreut, dass Ernst endlich erkannt hat, dass der wahre Künstler Bart trägt, fehlt nur noch Alexander :)

(Das wär doch mal eine Vision: ein Auftritt der beiden mit ZZ-Top-mässiger Barttracht!)
 
etwas offtopic..aber zum Thema Bart: .... hatte Alexander nicht zu "Run Run Vanguard"- Zeiten Bart ???? :D
 
Bitte keine Bilder posten, die urheberrechtlich geschützt sind. Danke :).

Und bevor sich hier die Bartdiskussion entspinnt, das ist der "Farewell"- Thread ;).
An passender Stelle im Forum kann gern ein Thread zum Thema eröffnet werden.
 
Moderator meinte:
Bitte keine Bilder posten, die urheberrechtlich geschützt sind. Danke :).

Entschuldigung, ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mit dieser "flachsen Bemerkung aus dem Handgelenk" sowas provozieren könnte. Ist denn noch das Verlinken auf potenziell geschütztes Material erlaubt? Bin in der Rechtslage nicht so auf dem Laufenden. War nur an einem Bildchen interessiert, weil ich z.B. beim Goggel nix gefunden habe und einen Veljanov mit Bart wie auch z.B. mit offenen Haaren sieht man ja nicht alle Tage und ein bisschen pubertären Fanüberschwang kann sich wohl kaum jemand hier verkneifen ;)

Zum Song: der ist nahc jetzigem Sand nicht so mein Geschmack. Bin ja generell nicht unbedingt der Freund von diesen abgehackten Phrasierungen. Was das Video angeht, da gibt es auch durchaus welche, die mich mehr anmachen, bspw. solche in der Machart von Gone (w), One Night und Mindmachine. Aber gewissermaßen passt es schon zum Song und wer auch immer das entwckelt hat, hat sich bestimmt was mit den Einstellungen und den gelben Karteikarten gedacht und insofern werde ich mich als absoluter Kunstbanause wohl besser zurückhalten ;-)
 
Auch wenn dieser Thread vielleicht nicht mehr ganz aktuell ist, habe ich hier noch eine sehr interessante Interpretation unseres Sohnes (5 Jahre) zu den Kragen:

Als ich gestern meiner Mutter das Video zu Farewell zeigte, kam unser Sohn dazu und sah Alexander mit dem gelben Kragen auf dem Bildschirm. Darauf unser Sohnemann: "Der ist bestimmt kastriert worden!"

Oh ja, da bekommt "Farewell, my love" doch einen ganz neuen Sinn.... ;)

Zur Erklärung: unsere Hündin musste vor ein paar Tagen kastriert werden und trägt einen Kragen, weil sie immer wieder die Fäden angekaut hatte.
 
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