Erstmal vielen Dank an Carola (wer auch immer das ist) für die Rezi auf der colour-ize Homepage! :ymapplause:
So denn, auf Wunsch eines einzelnen Herren
meine äh... man nenne es Rezension, zum neuen HV Meisterwerk...
'Ich denke mal, in vier Wochen hab ich mich genug eingehört, um ein paar ungeordnete Eindrücke zu dem Meisterwerk zusammenstellen zu können : )
Im Großen und ganzen bin ich erstmal hin und weg. Schon allein von der Vielfältigkeit der Quellen her. Auch die musikalische Interpretation ist entsprechend vielgestaltig ausgefallen, wenn auch nicht immer ganz meinem Geschmack entsprechend ; )
Ich versuch mal chronologisch…äh, in der Reihenfolge der Lieder vorzugehen:
Die ersten vier Lieder sind abwechselnd ruhig und wieder etwas flotter, die Begleitung wurde bewusst dezent gehalten (ich hätte gesagt, mehr oder weniger schnelles Geklimper, aber das klingt so abwertend…), um den Fokus ganz auf die Stimmen der Sänger zu legen… die sind ja auch wirklich großartig! : )
Bei Saber d amor hatte ich anfänglich komische Assoziationen zu irgendeinem Uraltschlager, aber nach mehrmaligem Hören ist das Lied sehr beeindruckend, weil es eine vergleichsweise vielschichtige Instrumentierung hat und auch mit einigen typischen Verzerrungen gearbeitet wird. Besonders fasziniert hat mich dieser eine hohe Ton von Sabine so ziemlich am Ende. Was für eine Stimme!
Oh pescador hat einen kleinen hektischen Nachgeschmack durch die Melodie, die den Eindruck macht, als würde Sabine mit dem nächsten Vers anfangen, ohne den ersten richtig beendet zu haben ; ) Entspricht aber sicher auch dem Grundgedanken des Textes/Liedes. Das schnelle dumpfe Klavierspiel passt sehr gut zu dem Lied, da es meiner Meinung nach etwas „blubbernd“ klingt.
Blow Northerne Wynd ist ein sehr schöner Song, der mich von Anfang an angesprochen hat und mir immer noch sehr gut gefällt. Dieses Altenglisch ist ja ohne Übersetzung gar nicht zu verstehen, hätte ich nicht erwartet xD
Dann wird in dem relativ kurzen Mes longs Cheveux die Begleitung (fast) ganz weggelassen und nur die Stimme Gerlinde Sämanns (?) tritt auf. Etwas gewöhnungsbedürftig, diese Höhen, aber auch sehr beeindruckend. Im Booklet fehlt leider die zweite Strophe, wenn ich mich nicht irre…
L’alba war wegen dem hohen und verschnörkelten Refrain erstmal etwas komisch für mich, aber hat sich nach kurzer Zeit auch zu einem guten Lied entwickelt : )
In so hoher swebender Wunne kommt auf den ersten Blick… äh Hördurchgang etwas einschläfernd daher, entpuppt sich aber nichtsdestotrotz als ein wunderschöner Song. Ich bin beeindruckt, wie hoch eine Männerstimme, selbst wenns Tenor ist, kommt.
Dann wird in Friendly Fire die schöne Atmosphäre leider etwas durchbrochen… man kann es so oder so sehen, Ernsts Argument, zwischendurch mal „auf die Kacke zu hauen“, um einer Langeweile durch die vielen ruhigen Lieder vorzubeugen, ist durchaus nachvollziehbar und einige empfinden dieses Lied wirklich als Abwechslung, aber für mich wirkt es etwas deplatziert, hätte wohl eher auf CD 2 gepasst… das Lied an sich gefällt mir allgemein nicht so sehr… ist mir irgendwie zu hoch und zu hektisch… ach, ich weiß auch nicht.
Hor chel ciel ist wohl der größte Brocken auf der CD und ein Song, den man nach Friendly Fire am wenigsten vermutet hätte. Ich habe sehr lange gebraucht, um mich dort einzuhören. Der Aufbau und das Verhältnis der ganzen Stimmen ist auf jeden Fall sehr anbetungswürdig, aber irgendwie entspricht das Ergebnis eben nicht so ganz den Gewohnheiten des normalen Ohrs ; ) Die Überlagerungen finde ich immer sehr schön, aber diese abgehackten Ah - Ahs der Sänger geben dem Stück einen etwas aufwühlenden Touch. Aber das Lied wurde sicher auf Dissonanzen hin ausgelegt und würde ohne diese wohl etwas von seiner atemberaubenden Stimmung verlieren. Nur fand ich diese abgehackten und hüpfenden Passagen ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aber ich gebe zu, jetzt hat sich das Stück zu einem meiner Lieblingslieder der CD antwickelt, weil ich es in den letzten anderthalb Wochen ziemlich oft gehört habe und es bei jedem Mal besser wird ; )
Escoutatz ist auch wieder ein Stück, dass völlig aus dem Rahmen fällt und nach Hor chel ciel noch merkwürdiger wirkt. Es ist natürlich bemerkenswert, dass auf dem Album so viele verschiedene Stilrichtungen aufgegriffen wurden, aber mit dieser kann ich mich leider absolut nicht anfreunden… Der Sprechgesang und dazu noch diese weiche Stimme und der französische Akzent hinterlassen bei mir irgendwie ein großes Fragezeichen. Allerdings, die Instrumentierung mit den Geigen und so ist sehr gut.
Maienzeit und Ecce gratum sind dann wieder zwei gelungene Stücke. Bei Maienzeit ist diese Pause zwischen Schnee und dem letzten Refrain sehr eindrucksvoll umgesetzt mit den verstörenden Geräuschen und das hohe Klavier danach ist der Hammer! Ecce gratum hat mir in der Remixform besser gefallen, wahrscheinlich wegen der leiernden Instrumentaleinleitung… ist auch eine Seltenheit, dass mir Remixe besser gefallen als das Original ; )
So denn zu CD 2:
Preghiera ist mehr der weniger dasselbe wie A voi che amate. Diese beiden Formen sollen wohl eine Art Rahmen um die CDs bilden. Erinnert mich irgendwie an My Winter und My Spring ; )
Danach werden die Helium Vola typischen Beats, Soundkulissen und Gesangslinien zum ersten Mal richtig aufgefahren. Obwohl das auf den ersten Platten nicht so mein Fall war, gefallen mit Nummus und das in derselben Art und Weise gehaltene Manifesto sehr gut. In letzterem haben mich zuerst diese kleinen Zwischeneinlagen („storia, storia, lotte, lotte, classi…“) etwas gestört, aber inzwischen haben sie sich für dieses Lied verselbstständigt ; )
Mayab tut nach einiger Zeit etwas in den Ohren weh, wahrscheinlich aufgrund der Höhen, aber das darauffolgende Mord ist der Höhepunkt der 2. CD wie ich finde. Wenn die Cellos knarren und sich mit der Zeit übereinanderlegen und immer höher werden, krieg ich Gänsehaut, und das tiefe „Brummen“ des Herrn Frederiksen unterstützt die Stimmung, die das Lied verbreitet, sehr gut.
Canta me ist auch ein Lied, das ich von den Hörproben her als viel leichter verdaulich eingeschätzt hatte. Es dauert einige Zeit, um sich an die ungewöhnliche Melodieführung der Strophe zu gewöhnen, die einen Eindruck macht, als wäre die Sängerin irgendwo gefangen, sieht Personen mit Folterinstrumenten oder ähnliche grausame Sachen auf sich zukommen und versucht verzweifelt, sich aus den Fesseln zu winden… aber der Refrain und das Ende mit den Streichern ist wunderschön. Diese Endmelodie wurde auch schon mal in der Lili Marleen verwendet, wenn ich mich recht erinnere…
Quan Lo Pet hinterließ beim ersten Blick auf den Text erstmal ein paar laute Lacher : D Ist schon erstaunlich, was man durch das Einarbeiten eines Samples zu diesem Text erreichen kann… ich will nicht behaupten, besonders viel über Maggie Thatcher zu wissen, aber es passt einfach : ) Wer die Musik hört und den Text nicht versteht, würde die Bedeutung des Samples nicht verstehen und auch nie auf die Idee kommen, worum es sich handelt…
Ray Gun ist dann wieder so ein bisschen wie Friendly Fire… irgendwie ist es eben nicht so mein Fall. Aber es kann einem ja nicht alles gefallen und dieses Lied hat sicher auch viele Liebhaber, weil es, besonders hinter den Vokalstücken, wieder etwas „Leben in die Bude bringt“.
Come talore macht dann wieder den kompletten Umschwung a la Hor chel ciel. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich eingehört hat, kann man nur noch staunen.
In Darkness Darkness geht es wieder in eine völlig andere Richtung. Ich bin erstaunt, dass mir das Lied so gut gefällt, denn es hat eben ein bisschen was von einer Hiphopballade, wahrscheinlich auch wegen der Stimme des Sängers. Aber zum Ende hin wird’s spannend und wieder typisch Ernst Horn, was ich bei diesem Lied nicht erwartet hätte. Ist auch ein guter „Verschnaufpunkt“ bevor es wieder „schwerer“ wird ; )
Dann wie angekündigt, die Moorsoldaten. Dieses Lied ist eines der beeindruckendsten Stücke der neuen Platte, wenn auch ziemlich niederschmetternd, besonders nach der vierten Strophe, wo die Personen sich in ihre rhythmischen Spatenstiche hineinzusteigern scheinen. Unerwartet kommt dann aber noch eine positive Wendung. Die Umsetzung des Liedes ist auf jeden Fall sehr gelungen und spiegelt die Stimmung der Moorsoldaten ausgezeichnet wieder.
Am Ende steht zur Aufmunterung noch eins der „von Helium Vola Fans geliebten Frühlingslieder“, Nuestras Vidas. Ich muss sagen, dass es mir im Vergleich zu den bekannten „Frühlingsliedern“ etwas schwer im Magen liegt. Von diesem Lied hätte ich der Hörprobe nach auch etwas leichteres erwartet. Die Strophen fließen nicht so glatt durch das Gehör wie der Refrain, sondern machen einen Eindruck, als wenn sie improvisiert wären…die Wörter sind z.T. so lang gezogen und irgendwie ist keine richtige Melodie zu erkennen… in dem Lied fällt das im Gegensatz zu dem doch recht eingängigen und lustig beschwingten Refrain etwas auf.
So, geschafft ; ) Sollte eigentlich gar nicht so lang werden, aber da ich jeden kleinsten Eindruck zu jedem Lied gemacht habe, ist es dann doch zuviel geworden… auf jeden Fall steht fest, dass das Album nicht leicht ist. Man muss sich auf Disharmonien und plötzliche Stilwechsel gefasst machen… aber gerade darin liegt wohl die Einzigartigkeit dieses Meisterwerks und die Garantie, dass man es nach zwei-drei Mal Hören nicht in die Ecke schmeißt. Ernst Horn hatte ja gesagt, dass er mit diesem Album die anspruchsvollen Hörer fordern wollte und dafür sorgen wollte, dass es keinesfalls als Berieselung nebenbei dient. Ich denke, das ist ihm ausgezeichnet gelungen! Glückwunsch für dieses Meisterwerk! Auf dass es in die Musikgeschichte eingehen möge… Und bitte macht doch eine Tour mit diesem Album, wenn es nicht zu aufwendig ist! Ich glaube, dass spätestens jetzt der entscheidende „Anschub“ dafür gegeben sein sollte.
Achja, ganz vergessen: die Gestaltung der CD ist auch sehr gut geworden und dem musikalischen Inhalt von der Qualität her mehr als gerecht. Ich gestehe, dass ich die Bedeutung dieser kreuz und quer in die Gegend ragenden Metallsplitter (?) nicht so recht entziffern kann (ich denke mal, es hat was mit den Themen der zweiten CD zu tun?), aber finde es trotzdem gut gelungen und die dreisprachigen Texte sind auch super! Vielen Dank an die Übersetzer für die ganze Mühe!
So, das wars jetz aber!
PS: Ich sollte wohl lieber kein Kritiker werden, obwohl mir das schon zwei Freunde geraten haben, denn ich fürchte, die Bands würden dabei nicht so gut wegkommen… ich glaub nämlich, es gibt kein einziges Musikstück, dass mir uneingeschränkt und von vorn bis hinten richtig gut gefällt… : /'