Und hier noch eine Konzert - Kritik aus der Sächsischen Zeitung vom 29.09.2007. Ein Hoch auf alle Klischees... Aber lest selbst.
Lieder von Liebe und Tod
Deine Lakaien feiern im Kulturpalast ihr 20-jähriges Jubiläum
Was passiert, wenn eine Nischenband nach zwei Jahrzehnten Avantgarde - Pop im Clubformat die Herausforderung in großen Konzerthallen sucht und sich ein Orchester zur Seite stellt? Es ist wie immer, wenn Deine Lakaien ein Experiment wagen: Der Funke springt über.
Schade nur, dass dieser schöne Abend vorwiegend langjährigen Lakaien - Fans vorbehalten bleiben wird. Gering scheint die Zahl neugieriger Neulinge, die sich zwischen schwarzen Darkwave - Anhängern ihren Platz im Kulturpalast suchen. Selbst Letztere scheinen ein Weilchen zu brauchen, bis sie den Palast - Plüschsessel als adäquaten Ersatz zum üblichen Festivalmatsch oder Kellerklappstuhl hinnehmen. Schließlich handelt es sich bei Deine Lakaien um ein einstiges Untergrundprojekt zweier Experimentierfreunde, das lange Zeit nur in Gothic - Kreisen Eingang fand und nun sich mit einer beeindruckenden Orchestertour ein würdiges Denkmal setzt.
Ernst Horn und Alexander Veljanov, der instrumentale Tausendsassa und der Ausnahmesänger haben ihren elektronischen Pop im Laufe der Jahre immer neu erfunden. Zum 20 - jährigen Bandjubiläum hat es Horn sich nun nicht nehmen lassen, die Lakaien-Werke für ein dreißigköpfiges Sinfonieorchester zu bearbeiten und zusätzlich eine Liveband zu holen. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Selbst Lieder aus den Anfangszeiten, die durch ihre elektronischen Frickeleien nur schwer in manches Ohr passen, entfalten sich im Wechselbad der Streicher und Bläser, Veljanovs satter, samtiger Stimme und den gekonnten Lichteffekten zum bewegenden Gesamtkunstwerk, das Künstler und Publikum gleichermaßen ergriffen zurücklässt.
Ernst Horn, der auf der Bühne gleichzeitig das Orchester dirigiert, am Flügel sitzt und Synthesizer und DAT bedient, ist es durch seine Adaption gelungen, jedem einzelnen Stück eine neue Interpretation zu geben, die sogar gestandene Fans zögern lässt, bis sie das Erkennen der Melodie durch Klatschen, Johlen und Pfeifen bekannt geben.
Die Stille danach ist der Bühnenpräsenz Alexander Veljanovs geschuldet, im weinroten Gehrock, mit Mooshammer - Gedenkfrisur und seiner einzigartigen Stimme.
Erst nach drei Stunden, zwei Zugaben und einem bewegenden Finale zu „Love me to the end“ lässt das Publikum im Saal unter Ovationen seine Lakaien von der Bühne.